Mainz


Das Land zwischen hier und Frankfurt, besonders in der Nachbarschaft von Mainz, ist eines der reichsten, die ich in Deutschland sah, und die Straße ist die beste und schönste, auf welcher ich noch in Deutschland ritterlich ausgezogen. Bis auf eine Stunde von Frankfurt ist sie schnurgerade, hochgewölbt, wohlgepflastert und zu beiden Seiten dicht mit hohen Steinen besetzt, welche die Fußgänger gegen die Wagen und Pferde sichersetzen. Nur ist der Raum in der Mitte für zwei Wagen etwas zu enge. Frankfurt hat durch sein ganzes Gebiete die Straßen auf diese prächtige Art machen lassen, und jede Stunde Wegs soll die Stadt über 60.000 Gulden gekostet haben. Die Chaussee ist die sieben Stunden durch das Mainzische zwar nicht so kostbar gebaut als durch das Gebiete der Stadt Frankfurt, allein sie ist breiter, durchaus zu beiden Seiten mit Bäumen besetzt und sehr gut unterhalten. Hier und da bildet sie die schönsten Alleen von alten Walnuß- oder Obstbäumen, und die Dörfer am Ende derselben fallen im Perspektiv vortrefflich ins Auge. Schwerlich wird in Deutschland eine Straße stärker befahren als diese; wenigstens wird die Station des Postmeisters von Hattersheim, welches in der Mitte zwischen beiden Städten liegt, für die beste von den Reichspoststationen auf dem Lande gehalten. Das Pferd zahlt auf einer Station im Mainzischen zwei Pfennige Chausseegeld, und jede der drei Chausseestationen trägt beinahe 6.000 Gulden ein. Nebst dem gehen täglich noch zwei große sogenannte Marktschiffe zwischen beiden Städten auf und ab, die immerfort mit Leuten und Waren angefüllt sind. - Ich sah auf dieser Straße Güterwagen, die in der Ferne wie große Häuser aussahen, sechzehn bis achtzehn der stärksten Pferde vorgespannt hatten und, wie mich die Fuhrleute versicherten, gegen 140 bis 150 Zentner geladen hatten. Sie gehen meistens von Frankfurt nach Straßburg.


Wir kamen durch das artige Städtchen Höchst, welches zwei Stunden von Frankfurt auf einer Anhöhe eine vortreffliche und sehr gesunde Lage hat. Ich würde von diesem Ort keine Meldung getan haben, wenn ich nicht eine Bemerkung des Herrn Moore über denselben berichtigen müßte und ich dir nicht ein seltenes Beispiel falscher politischer Grundsätze von zwei verschiedenen Regierungen bei diesem Anlaß zu geben hätte.


Nahe bei diesem Städtchen erblickt man einen prächtigen Palast, dessen Bauart aber nicht sehr schön ist. Der Erbauer war ein gewisser Italiener namens Bolongaro, der sich ohne Kreuzer und Pfennig, bloß durch seine Industrie, ein Vermögen von wenigstens 1 1/2 Million Gulden zu erwerben wußte. Er hat bloß durch den Schnupftobak, der seinen Namen trägt und noch durch ganz Deutschland sehr bekannt und beliebt ist, sein Glück gemacht. Ich weiß nicht, wollte er wegziehen oder wollte der Rat von Frankfurt ihn als einen Ausburger 1 von neuem taxieren, kurz, es kam darauf an, der Regierung den Zustand seines Vermögens vorzulegen. Er bot dem Rat eine ungeheure Summe Geldes an, um seine Foderungen überhaupt und ohne genaue Untersuchung seines Vermögens zu befriedigen. Dieser beharrte aber mit einer sehr kleinstädtischen und unverzeihlichen Hartnäckigkeit auf einem Inventarium. Der Fürst von Mainz und die Stadt Frankfurt haben ihren Untertanen durch einen Vertrag einen ganz freien Abzug gestattet, wenn sie sich in einem der gegenseitigen Gebiete niederlassen. Herr Bolongaro, ein trotziger und rachsüchtiger Mann, ergriff diese Gelegenheit, um sich an dem Magistrat zu rächen. Er baute sich zu Höchst an, ward ein mainzischer Untertan, braucht nun dem Rat von Frankfurt kein Inventarium seines Vermögens vorzulegen und kann dasselbe aus dieser Stadt ziehen, ohne einen Kreuzer zurückzulassen. Herr Moore sagt, der ungeheure Palast, den er zu Höchst gebaut habe, stünde ganz leer; allein wieviel darin gearbeitet werde, läßt sich zur Genüge daraus schließen, daß Herr Bolongaro jetzt der Stadt Frankfurt wenigstens 8.000 Gulden jährlich an Zöllen weniger bezahlt als ehedem, wo seine ganze Handlung noch daselbst war. Nebst dem hat er einen guten Teil der Speditionen der Güter, welche von Bremen, Hamburg, aus dem Hessischen und Hannövrischen nach Schwaben, dem Elsaß, der Schweiz usw. gehen, von Frankfurt nach Höchst gezogen, welches ihm die Regierung von Mainz durch Erbauung eines sogenannten Kranen am Main, vor seinem Palast, ungemein erleichterte. Herr Bolongaro trieb seine Rache noch weiter. Er nahm einen seiner Landsleute namens Beggiora, einen feinen, fleißigen und sehr geschickten Mann aus dem Comptoir eines der besten Handelshäuser von Frankfurt, und trat mit ihm in Gesellschaft zur Errichtung einer besondern Spezereihandlung zu Höchst, welcher Handlungszweig der wichtigste von Frankfurt ist. Bloß die Firma des Herrn Bolongaro war für diese neue Handlung, welche bei demselben offene Kasse hat und ihm die Summen, welche sie daraus nimmt, zu gewissen Prozenten verinteressiert 2 , ein unschätzbarer Vorteil. Nebst dem hat sie aber auch die Zollfreiheit zu genießen, welche Herr Bolongaro in dem Vertrag mit der Regierung von Mainz auf zwanzig Jahre für sich bedungen hat. Durch diese ansehnlichen Vorteile unterstützt, ward diese neue Spezereihandlung mit einer solchen Lebhaftigkeit eröffnet, daß sie nun schon gegen 160.000 Gulden aus der Kasse des Herrn Bolongaro umsetzt. Alles das beweist sattsam, daß der Rat von Frankfurt durch seine Härte gegen einen seiner reichsten Untertanen sich sehr gegen das Wohl seiner Vaterstadt versündigt hat und daß Herr Moore, welcher ohne Zweifel das Gebäude des Herrn Bolongaro in Gesellschaft einiger Herren von Frankfurt und durch die Brille derselben besichtigt, dasselbe eben nicht so ganz leer würde gefunden haben, wenn er von seinen eignen Augen einen bessern Gebrauch gemacht hätte.


Die Regierung von Mainz beging aber noch einen viel größern Fehler bei der Aufnahme des Herrn Bolongaro als die Stadt Frankfurt durch Vertreibung desselben. Millionärs sind, besonders für einen kleinen Staat, eben nicht allzeit Gewinn, und ein paar Dutzend Weberstühle, die einige Bürger redlich nähren, sind allzeit mehr wert als ebenso viele Paläste von der Art des bolongarischen. Der Hof von Mainz bezahlte die Ehre, einen Millionär zum Untertan zu haben, sehr teuer. Er bewilligte ihm Bedingungen, die überwiegend zu seinem Vorteil sind, ohne daß das Land etwas dabei gewinnt. Herr Bolongaro verpflichtete sich, zwanzig Jahre lang jährlich eine gewisse Summe - ich glaube, 20.000 Gulden - zu Höchst zu verbauen. Dagegen gestattete ihm die Regierung von Mainz eine zwanzigjährige Zollfreiheit, ganz freien Handel und Wandel, die unerschöpflichen Steine aus den Trümmern eines alten Schlosses und vier freie Pferde zu seinem Gebrauch. Der ersparte Zoll und der freie Abzug von Frankfurt allein wogen die Anerbietungen des Herrn Bolongaro, jährlich 20.000 Gulden zu verbauen, auf. Allein dieser wußte den Vertrag vollends bloß zu seinem Vorteil geltend zu machen. Nach seiner prahlerischen Art machte er die Regierung von Mainz glaubend, er würde in den bedungenen zwanzig Jahren eine ganz neue und ansehnliche Stadt bauen, welche er selbst zu Ehren des verstorbenen Kurfürsten Emmerichsstadt nennte. Er baute zwar einige Häuser an seinen Palast an, die Herr Moore ohne Zweifel für Flügel desselben ansah, die aber nun als Bürgerhäuser von dem Eigentümer vermietet werden. Allein es ist doch zuverlässig, daß Herr Bolongaro jährlich kaum die Hälfte von der bedungenen Summe Geldes verbaute, und sein Comptoir machte viele Jahre lang die ganze Emmerichsstadt aus, woraus er seine Briefe in die ganze Welt datierte.


Es wäre immer noch zu verzeihen, daß sich's die Regierung von Mainz so viel kosten ließe, einen Millionär zu akquirieren, wenn er wenigstens doch einige Hände im Land nützlich beschäftigt und einen beträchtlichen Teil seines Vermögens zu einem festen und dauerhaften Gewerbe in demselben angelegt hätte. Allein, die wenigen Maurer und Zimmerleute abgerechnet, zieht sonst kein mainzischer Untertan nur einen Kreuzer von Herrn Bolongaro. Fast all sein Tobak wird außer Landes gemahlen und der größte Teil desselben auch aus Frankfurt verschickt, wie denn sein Hauptcomptoir und Magazin immer noch in dieser Stadt ist. Er zog nur den Teil seines Gewerbes nach Höchst, den er zu Frankfurt nicht so vorteilhaft betreiben konnte, und machte die Rechte eines mainzischen Untertans nur insoweit geltend, als er dieser Reichsstadt schaden konnte, ohne seinem neuen Souverän nur das geringste zu nutzen. Es stand auch ihm und seinen Erben frei, sich mit Frankfurt auszusöhnen und augenblicklich Höchst zu verlassen. Alsdann hätte er sich auf die wohlfeilste Art einen Sommerpalast, wozu sein Gebäude eine unvergleichliche Lage hat und auch eigentlich bestimmt zu sein scheint, nebst einigen Bürgerhäusern gebaut, deren Miete ihm das kleine Kapital, welches sie gekostet, reichlich verinteressiert oder die er mit ansehnlichem Gewinn verkaufen könnte.


Allein das alles war noch eine läßliche politische Sünde der Regierung von Mainz. Eine unverzeihliche Todsünde im politischen und moralischen Betracht war es aber, daß man Herrn Bolongaro eine ganz unbedingte Handlungsfreiheit gestattete. Dieser Mann, der nun im Grabe Staub und Asche geworden ist, war ein Original von pöbelhaftem Geiz. Man hat Züge von Filzigkeit von ihm, die fast allen Glauben übersteigen und mit einer gewissen groben und beleidigenden Prahlerei, die ihm eigen war, einen seltsamen Kontrast machten. Ein schadenfroher Stolz trieb ihn an, auch die kleinsten seiner Mitbürger das Übergewicht seines Geldes fühlen zu lassen und alles zu tun, was ihn auf Kosten derselben nur um einige Pfennige bereichern konnte. In dem Städtchen Höchst waren acht bis neun Krämer, die sich redlich nährten und auch einige Handlungsgeschäfte im Großen machten. Es war Herrn Bolongaro nicht genug, unter dem Schutz des Hofes von Mainz einen Teil seines großen Handels mit so überwiegenden Vorteilen betreiben zu können, sondern er war auch stolz darauf, durch diese Vorteile einen Teil der Krämer von Höchst, wo nicht ganz zugrunde zu richten, doch sehr zurücksetzen zu können. Er eröffnete eine Spezereibude, wo er im kleinsten Detail verkaufte. Die Regierung von Mainz, die sich sonst von den geistlichen Regierungen Deutschlands sehr zu ihrem Vorteil auszeichnet, bedachte nicht, daß acht mittelmäßig wohlhabende Bürger einem Staat viel werter sein müssen als ein sehr reicher, wenn auch das Kapital des letztern jenes der erstern tausendmal aufwiegen sollte, und sahe beim Detailhandel des Herrn Bolongaro durch die Finger, der über lang oder kurz ihr doch einige schätzbare Untertanen auffressen wird. In jedem wohleingerichteten Staat unterscheidet man sorgfältig die Kaufleute von den Krämern. Die Dinge, welche im Lande verzehrt werden, ernähren auf diese Art einige Bürger mehr, und durch die Verteurung, welche diese Einrichtung veranlaßt, wird die Verzehrung zum Vorteil des Staats vermindert. Auch kann der große Kaufmann, wenn er zugleich den Krämer macht, die Regierung viel leichter um die Akzise betrügen als der bloße Detailleur 3 . Noch mehr! Die Krämer, welche sich zu Höchst angebaut und ihr Bürgerrecht erkauft hatten, bildeten eine Art von geschlossener Zunft. Sie dachten nicht daran, daß die Landesregierung so unklug sein würde, ihre Anzahl so zu vermehren, daß sie einander aufreiben müßten; aber noch viel weniger konnten sie daran denken, dieselbe würde ungerecht genug sein und den gesellschaftlichen Vertrag so sehr brechen, daß sie einem neuangekommenen Fremdling Vorteile gestattete, die sie, wenigstens zum Teil, zugrunde richten müssen. Die Niederträchtigkeit des Herrn Bolongaro ging noch weiter. Er wollte sogar die wichtigsten Artikel der Krämer von Höchst zu einem Monopolium seiner Bude machen und bot in dieser Absicht der Regierung eine gewisse Summe Geldes, wozu sich aber der jetzige, sehr einsichtsvolle Kurfürst nicht verstehen wollte. Um das Maß aller Niederträchtigkeit voll zu machen, brachte Herr Bolongaro bei der Regierung eine Klage gegen die sehr zahlreichen Fischer von Höchst an, einige derselben hätten, ich weiß nicht, eine Statue oder einen Baum seines Gartens beschädigt, und drang darauf, man sollte denselben die Fischerei auf dem Niddafluß, welcher an der Mauer seines Gartens sich in den Main ergießt, verbieten. Diese Fischerei machte einen wichtigen Teil der Nahrung dieser armen Leute aus. Die Regierung, welche sich schon in so vielen Fällen äußerst schwach in Rücksicht auf Herrn Bolongaro gezeigt hatte, nahm wegen einer zufälligen Beschädigung seines luxuriösen Gartens auch noch den Fischern von Höchst ein Teil ihres Brotes, und so richtet sie eine hübsche Anzahl ihrer Untertanen zugrunde, bloß des Titels halber, Herrn Bolongaro zum Untertan zu haben, dessen Charakter ich dir nicht besser schildern kann, als wenn ich dir sage, daß einer seiner Landsleute und besten Freunde, der durch Unglück in schlimme Umstände geraten und sich eine ansehnliche Unterstützung von ihm versprach, ein Vier-Sous-Stück, und zwar das schlechteste, welches der reiche Mann in seinen Säcken aussuchen konnte, von ihm erhielt, nachdem er einen erstaunlichen Weg in dieser betrügerischen Hoffnung zu seinem verrneinten Freund gemacht hatte.


Ich wäre nicht so weitläufig über diesen Gegenstand gewesen, wenn ich dir nicht zugleich damit ein urnständliches Beispiel hätte geben wollen, wie die Stände des deutschen Reiches, oft auf ihre eigne Kosten, einander zu schikanieren suchen; denn zuverlässig hatte der gute Willen, der Stadt Frankfurt Abbruch zu tun, viel Einfluß auf das Betragen der mainzischen Regierung gegen Herrn Bolongaro.


Ich besuchte zu Höchst die Porzellänfabrik. Ihre ökonomischen Umstände sind jetzt nicht die besten. Sie war in eine große Zahl Aktien verteilt, und die Herren Aktionärs waren die Leute nicht, auf das gemeinschaftliche Beste zu sehen. Man macht jetzt Plane, um ihr wieder aufzuhelfen. Unter andern lernte ich in derselben Herrn Melchior kennen, den man immer unter die jetzt lebenden großen Bildhauer setzen kann und der mit einer unbeschreiblichen Wärme seine Kunst studiert. Große Arbeiten hat man wenige von ihm; aber alles, was man in dieser Art von ihm hat, ist vortrefflich. In kleinen Modellen ist er unnachahmlich, wie er denn vorzüglich durch seine Figuren diese Porzellänfabrik in ihren Ruf gebracht hat.


Die Dörfer und Flecken, welche man auf dem Weg von Frankfurt hieher erblickt, würden in Bayern oder Norddeutschland Städte heißen. Alle sprechen von einem hohen Wohlstand der Einwohner, und die Bettler, welche einen von Zeit zu Zeit anfallen, sind eine Folge von der Sinnesart der deutschen Katholiken und den Grundsätzen ihrer Regenten, welche ich dir zu Würzburg beschrieben. Der Bauer findet sich, überhaupt genommen, in diesem Strich Landes äußerst wohl. Er ist fast durchaus ein freier Eigentümer, der von keinen zu harten Auflagen gedrückt wird. Mit ein wenig mehr Bestrebung, die Hände, welche zum Bau des Landes überflüssig sind, nützlich zu beschäftigen und durch die Erziehung der untersten Klasse der Landsleute etwas mehr Ekel gegen die Bettelei beizubringen, würde die Regierung allerdings vollkommen sein. In den benachbarten darmstädtischen Landen, die ich von Frankfurt aus besuchte, ist der Bauer im ganzen nicht so reich als der mainzische, weil ihm die Natur nicht so günstig war und er vielleicht auch etwas mehr Auflagen hat; allein er ist reinlicher und reger. Auch sieht man im Darmstädtischen fast gar keine Bettler.


Bis auf zwei Stunden von Mainz beruht die Nahrung der Einwohner des Landes hauptsächlich auf dem Ackerbau, der außerordentlich ergiebig ist, und das Korn dieser Gegend wird weit und breit am Rheinstrom für das schwerste und beste gehalten. Nebst dem zieht man eine unbeschreibliche Menge Obst und Zugemüs. Feiner Blumenkohl und vortreffliche Spargeln sind hierzulande das Essen des gemeinsten Bürgers, und ein Liebhaber von Zugemüsen und Küchenkräutern befindet sich in Deutschland, wo man überhaupt sehr viel auf diese Speisen hält, nirgends besser als hier. Der Kappes 4 wird aus dieser Gegend sowohl roh als eingemacht in großen Schiffsladungen an den Niederrhein, ja sogar bis nach Holland verführt. Das kleine Städtchen Kronberg, welches ohngefähr zwei Stunden von der Landstraße entlegen ist und welches man längst einem großen Strich Weges hin auf seiner Anhöhe thronen sieht, verkauft jährlich für ohngefähr 8.000 Gulden Obst, Obstwein, Obstessig und Kastanien, von denen es wirklich einen ganzen Wald hat und die ganze Schiffe voll nach Holland geführt werden. Alle Dörfer dieser Gegend liegen in einem Wald von Obstbäumen und beherrschen außer demselben ungeheure Getreidefelder. Das Land sieht deswegen im ganzen etwas öde aus, ob es schon so gut angebaut ist als irgendeine andre Gegend von Deutschland. In dem Strich von Frankfurt bis Mainz und vom Main bis an das nahe Gebirge gegen Norden, welcher ohngefähr vier Meilen in die Länge und zwei in die Breite hat, zählt man acht Städtchen, fünf große Marktflecken und gegen achtzig Dörfer, worunter wenige unter sechzig Familien stark sind.


Zu Wicker, zwei Stunden von Mainz, verändert sich die Natur des Landes. Von der oben erwähnten Bergreihe der Wetterau läuft hier ein Arm bis an das Ufer des Mains herab und bildet unfern desselben zwei breite Hügel, auf deren einem Wicker, auf dem andern aber Hochheim liegt. Der südliche und westliche Abhang des erstern trägt einen vortrefflichen Wein. Der östliche Abhang des zweiten ist unvergleichliches Getreidefeld, und seine Abhänge gegen Süden und Westen tragen ohne Vergleich den edelsten Wein von Deutschland. Der Flecken Hochheim, von welchem die Engländer allen Rheinwein "Hock" benennen, soll über dreihundert Familien stark sein. Einen schönern und reichern Bauernort hab ich nicht gesehen. Er gehört dem Domkapitel von Mainz, und der Dechant 5 dieses Kapitels genießt die Revenuen desselben. In einem guten Jahr gewinnt derselbe hier für 12- bis 15.000 Gulden Wein. Er und die Augustiner von Mainz und Frankfurt sind ausschließlich im Besitz der sogenannten Blume des Hochheimer Weines, von welcher in guten Jahren das Stück zu 600 Maß für 900 bis 1.000 Gulden von der Kelter weg verkauft wird. Dieser Wein gehört also unter die teuersten der Welt. Wir waren begierig, diesen seltenen Wein zu kosten, und mußten im Ort selbst die gewöhnliche grüne Bouteille mit einem Reichstaler bezahlen. Dieser war aber vom besten Jahrgang in diesem Säkulum, nämlich von 1766, den wir nicht bekommen hätten, wenn nicht ein Advokat von Mainz bei uns gewesen wäre, dem der Wirt, seines Vorteils halber, etwas zu Gefallen tun wollte. Dies war der erste deutsche Wein, den ich ganz ohne Säure gefunden. Er war auf der Zunge bloßes Gewürz. Der übrige Hochheimer Wein, so gut er auch sein mag, ist doch nicht von Essig frei, ob man schon die Bouteille vom geringsten desselben, wenn er seine Jahre hat, mit 12 Gulden im Ort selbst bezahlt.


Die starke Stunde Wegs von Hochheim bis nach Mainz war eine der angenehmsten auf meinen deutschen Reisen. Erst geht es den Goldnen Hügel auf eine Viertelstunde durch ununterbrochene Weingärten herab, die an der Straße stark von Obstbäumen beschattet werden. Auf diesem Abhang beherrscht man eine unvergleichliche Aussicht über ein kleines, aber ungemein reiches Land, welches die nördliche Erdzunge bei dem Zusammenfluß des Rheins und Mains bildet. Die Blume des Hochheimer Weines wächst nicht auf dieser Seite des Hügels, die gegen die Morgensonne zu sehr gedeckt ist, sondern grade gegen Süden. Hierauf kömmt man in eine Tiefe, welche von einem kleinen Bach bewässert wird und wo Wiesen, Felder und Obstgärten die schönsten ländlichen Szenen darstellen. Zur Linken schimmert nahebei durch einen Wald von Obstbäumen das wirklich prächtige Dorf Kostheim. Die schöne Straße windet sich sodann durch die Obst- und Weingärten des großen Fleckens Kassel, welcher am Ende der mannigfaltigsten und natürlichsten Allee am Ufer des Rheines, grade gegen Mainz über, zum Vorschein kömmt.


Sowie man auf die Schiffbrücke kömmt, welche über den Rhein führt, wird man von dem prächtigsten Anblick überrascht, den man sich denken kann. Der stolze Strom, welcher soeben das Gewässer des Mains verschlungen und hier gegen 1.400 Fuß breit ist, kömmt aus einer Ebene herab, die am Horizont den Himmel berührt. Abwärts stellen sich hohe Berge seinem Lauf entgegen und zwingen ihn, indem er einige Inseln bildet, sich gegen Westen zu wenden, nachdem er von Basel her immerfort gegen Norden geflossen ist. Diese Berge, zu deren Füßen und auf deren Abhängen man einige Orter schimmern sieht, bilden amphitheatralisch das sogenannte Rheingau, welches der Thron des deutschen Bacchus ist. Der Rhein hat hier immer noch die schöne grünliche Farbe, die man in Helvetien an ihm bewundert, und noch auf eine weite Strecke hinab unterscheidet er sein Gewässer sorgfältig von dem trüben Main. Grade vor den Augen hat man die Stadt Mainz, die sich hier mit einer unbeschreiblichen Majestät darstellt. Die unzähligen Schiffe, welche die Reeden derselben bedecken, spiegeln sich so wie die vielen und prächtigen Kirchentürme im Kristallwasser des Rheines. Die Länge der Stadt am Rhein herab beträgt, die weitläufigen Festungswerke mit eingeschlossen, wenigstens eine gute halbe Stunde. Durch die große und etwas finstere Masse der alten Gebäude sieht man hie und da einige neuere hervorblicken, die sich im Abstich um so besser ausnehmen. Sowohl längst dem Rhein herab als auch zu beiden Enden ist der Häuserhaufen hie und da mit reichem Grün geschmückt. - Kaum läßt sich die Lage von Dresden mit der von Mainz vergleichen, so prächtig auch jene ist.


Die Reize des Anblicks verschwinden, wenn man in die Stadt selbst kömmt. Die Straßen sind finster, enge und auch nicht sehr reinlich. Doch ehe ich dir weitere Nachricht von dieser Stadt gebe, muß ich dir von einigen Ausfällen Bericht abstatten, die ich von Frankfurt in die benachbarten Länder getan habe.


Ich machte einen Ritt nach Darmstadt, einem kleinen, aber allerliebsten Ort. Man beschrieb mir zu Frankfurt die Einwohner als steif; allein ich fand den Zirkel, worein ich geriet und der aus einigen Räten und Offiziers bestand, ungemein artig, belebt und unterhaltend. Ich wünschte mir zur Würze meines Lebens keine andre Gesellschaft, als die mir Darmstadt darbot, wie dieser Ort auch überhaupt einer von denen wäre, worin ich meine Zelte für immer aufschlagen würde, wenn das Schicksal mich den Ort meines Aufenthalts frei wählen ließe. Man ist in der Mitte zwischen vielen großen Städten, die alle nicht weit entfernt sind, hat eine Gesellschaft, so gut, als sie nur die größte Stadt geben kann, kann das Ländliche mit dem Städtischen ungemein schön verbinden, genießt eine sehr gesunde Luft und die ausgesuchtesten Lebensmittel um den wohlfeilsten Preis. Die Popularität des Hofes, der niedliche, für jedermann geöffnete Englische Garten, die schönen Wachtparaden, die hübschen und muntern Mädchen, die Jagdpartien, die man ohne besondre Kosten mitmachen kann, kurz, alles bietet Unterhaltung und Vergnügen im Überfluß dar.


Der regierende Fürst, dessen Talente vorzüglich die militärischen sein sollen, hält sich sehr wenig in Darmstadt auf. Der Erbprinz, der immer daselbst residiert, ist der artigste und beste Mann von der Welt. Er weiß nichts von dem Dunst affektierter Hoheit, der viele andre Fürsten Deutschlands umgibt und die Fremden von ihnen verscheucht. Man schätzt die Einkünfte des Landes auf 1.150.000 rheinische Gulden, wovon aber ein guter Teil zur Verinteressierung 6 und Tilgung alter Schulden verwendet werden muß, welches das Schicksal fast aller deutschen Höfe ist.


Dieser Teil der darmstädtischen Lande, welcher zwischen dem Rhein, dem Main, der Bergstraße und dem Odenwald liegt, ist zwar im Umfang der beträchtlichste, aber doch nicht der beste von denselben. Er besteht größtenteils aus Sandfeld und dicker Waldung, wovon der ansehnlichste Teil Schwarzholz ist. Einige Bezirke an der Bergstraße und dem Odenwald sind ungemein ergiebig; allein im ganzen sind die in der Wetterau gelegenen Besitzungen dieses Hauses ungleich reicher als dieser Teil der sogenannten Grafschaft Katzenelnbogen. Dessenungeachtet herrscht hier durchaus unter den Bauern ein hoher Grad von Wohlstand. Ihr Fleiß und die kluge und tätige Regierung ersetzen das, was die Natur ihren Nachbarn vorausgegeben hat. Die Dörfer dieses Landes sehen ungemein reinlich und munter aus. Das Korn, welches dieser Sandboden trägt, vergütet durch die Schwere, was ihm an der Menge gebricht, und das viele Holz und die ungeheure Menge von Zugemüsen, welche man erzieht, tragen nebst dem Getreidebau dem Land eine große Summe ein. Der Flecken Gerau verkauft im Durchschnitt jährlich für 4- bis 5.000 Gulden Kappes, welcher der berühmteste in diesen Gegenden ist. Die Spargeln von Darmstadt sind wegen ihrer Größe und Feinheit durch ganz Deutschland bekannt. Man gewinnt auch an einigen Orten einen trinkbaren Wein.


Die Bauern dieses Landes sind ein sehr schöner und starker Schlag Leute. Sie sind alle schlank von Wuchs, knochicht und sehnicht. Schönere und geübtere Truppen, als die drei darmstädtischen Infanterieregimenter sind, sieht man in Deutschland nicht, die preußischen Truppen selbst nicht ausgenommen. Sie machen zusammen gegen 6.000 Mann aus. Das zu Pirmasens einquartierte Regiment wird von unsern Offiziers von Straßburg, Landau, Fort Louis und andern Plätzen stark besucht und bewundert. Es ist ein Muster von Taktik, Ökonomie und guter Unterhaltung. Wegen den vortrefflichen militärischen Grundsätzen des Fürsten von Darmstadt verspricht man sich bei unserer Armee viel von dem Regiment, dessen Inhaber nun derselbe ist und welches vormal Royal-Bavière 7 hieß, besonders da Herr von Pirch Kommandant desselben ist. Man macht dem Fürsten Vorwürfe wegen seinem Militäre; allein seine Truppen sind keine Last für das Land, weil sie unglaublich wenig kosten, auf Urlaub gehen können und der Ackerbau also nicht darunter leidet. Sie sind nur eine Art reglierter 8 und wohlgeübter Miliz. Diese militärische Verfassung hat auch ihre sehr gute Seite. Man sieht allen Bauern an, daß sie gedient haben. Eine gewisse Regelmäßigkeit, Reinlichkeit und Tätigkeit, die eine Folge ihres Dienstes ist, zeichnet sie auffallend von ihren Nachbarn aus. Sie sind auch keine Ware zum Verhandeln wie die Truppen andrer deutschen Fürsten. Der englische Negoziateur 9 Faucitt bot dem darmstädtischen Hof ein beträchtliches mehr an, als der Fürst von Hessen-Kassel bekam; allein man schlug ihm sein Gesuch rund ab, obschon man in Betracht der drückenden Landesschulden das Geld sehr wohl gebrauchen könnte.


Auf dem Weg von Aschaffenburg nach Frankfurt kam ich durch Hanau. Die Länder dieses Hofes haben einen Überfluß an Getreide, Holz, Wein und Salz und tragen ihrem Besitzer gegen 500.000 rheinische Gulden ein. Hanau ist eine sehr schöne und volkreiche Stadt, welche beträchtliche Manufakturen, besonders von Wollenzeugen, hat. Der regierende Fürst ist der liebenswürdigste Mann, den ich unter den Fürsten Deutschlands fand. Jeder Fremde, den sein Stand, seine Verdienste oder seine Kenntnisse vom Pöbel auszeichnen, hat sich an diesem Hof die beste Aufnahme zu versprechen. Ich kenne keine Person von so hohem Stand, die einen Fremden ihre Höhe so wenig fühlen läßt als dieser Fürst. Sein Umgang macht so wenig verlegen, daß er allen Leuten sowohl in der Wahl des Stoffes zur Unterredung als auch in wahrer Gefälligkeit zuvorkömmt. Er und sein liebenswürdiger Bruder sind sehr eifrige Mäurer 10 . Man macht ihm, wie dem Fürsten von Darmstadt, seiner Soldaten wegen Vorwürfe; allein da er Erbe von Kassel ist und dieses Land ohnehin durchaus eine militärische Verfassung hat, so sind diese Vorwürfe sehr unbillig.

Auf allen Seiten beherrscht Frankfurt die vortrefflichste Landschaft. Die Dörfer und Flecken dieser Gegend würden in andern Ländern alle als Städte paradieren, wie denn ganz Bayern, München ausgenommen, keine Stadt hat, die den isenburgischen Flecken Offenbach, anderthalb Stunden von Frankfurt, an Schönheit, Bevölkerung und Reichtum überträfe.


Ich machte in Gesellschaft einiger Herren von Frankfurt auch eine Wanderung nach Homburg vor der Höhe, der Residenz eines Fürsten aus dem hessischen Haus, der von dieser kleinen Stadt benennt wird. Das Gebiete dieses Fürsten bestehet nur aus einigen wenigen Dörfern, worunter aber eine sehr ansehnliche und reiche Hugenottenkolonie 11 ist. Diese heißt eigentlich Friedrichsdorf, wird aber in der ganzen Gegend Welschdorf 12 genannt, wie man denn uns hierzulande überhaupt Welsche heißt, welchen Titel man in Östreich und Bayern ausschließlich den Italienern gibt. Sie hat sehr ansehnliche Manufakturen, besonders von verschiedenen Wollenzeugen. Der Hof ist, wie das Städtchen selbst, sehr klein. Die Fremden aber sind hier, besonders wegen der Entlegenheit des Orts, sehr willkommen. Die Fürstin, eine Schwester der verstorbenen Großfürstin von Rußland, der Herzogin von Weimar und der Markgräfin von Baden, ist eine der ausgebildetesten Damen, die ich kenne. Die Erziehung dieser Prinzessinnen macht ihrer vortrefflichen Mutter, deren geprängloses Grab in dem Park zu Darmstadt ein ewiges Denkmal ihres unverdorbenen Geschmacks und ihrer edeln Denkensart ist, sowie ganz Deutschland sehr viel Ehre. Auch der Fürst von Homburg ist ein sehr ausgebildeter Mann, und dieser Hof, so klein er auch ist, war für mich einer der merkwürdigsten in Deutschland. Alles zusammengerechnet, sollen die Einkünfte desselben nicht viel über 100.000 Reichstaler betragen.


Die Gegend zwischen Frankfurt, Homburg, Kronberg und Rödelsheim ist dicht mit Dörfern und Flecken besäet, welche die schönsten ländlichen Gemälde darstellen. Eine lachendere Landschaft sieht man selten als in der Gegend von Oberursel, einem sehr großen mainzischen Flecken, welcher zwischen Kronberg und Homburg liegt. Das Getöse einiger Eisen- und Kupferhämmer tut in derselben eine ungemein gute Wirkung. Wir bestanden in dieser Gegend ein Abenteuer, dessen ich mich ewig mit der größten Lebhaftigkeit erinnern werde. Hinter Kronberg erhebt ein hoher Berg, Altkönig genannt, sein kahles Haupt hoch über die lange Bergreihe empor, welche die schöne Ebene am Ufer des Mains zwischen Frankfurt und Mainz gegen die rauhen Nordwinde deckt. Man erzählt viel Abenteuerliches von diesem Berg und den Ruinen eines alten Schlosses auf demselben. Wir erstiegen ihn mit etwas Beschwerde und hatten auf seinem Gipfel eine Aussicht, die keine Zeit aus meiner Seele löschen wird. Gerade gegen Süden überblickt man eine vierzehn Stunden weite Ebene, welche von den Gipfeln der Bergstraße und des Odenwaldes geschlossen wird. Hier kann man alle die Städte, Flecken und Dörfer zwischen Mainz und Frankfurt und eines großen Teils des darmstädtischen Landes zählen. Gegen Osten ruht der Himmel auf dem Spessart, der gegen siebzehn Stunden von hier entfernt ist. Das ganze Land von Aschaffenburg längst dem Main herab bis an den Rhein, bis an den Neckarfluß und bis an den Donnersberg in der Pfalz, jenseits des Rheines, lag wie eine Landkarte zu unsern Füßen. Solche ungeheure Aussichten sind eben nichts Seltenes; allein über ein so angebautes und vom Menschengewühle belebtes Land findet man deren gewiß wenige. Rückwärts, gegen Norden, und zu beiden Seiten, gegen Westen und Ostnorden, übersieht man teils rauhe und waldichte Berge, teils das schönste Gemische von sanften Hügeln, Tälern und Ebenen. Gerade gegen Westen bildet die fortlaufende Bergreihe das schönste Amphitheater, das man sehen kann. Allein das schönste Schauspiel bot uns der andre Morgen dar. Dieser Berg hat eine ungemein vorteilhafte Lage, um die Sonne aufgehn zu sehn. Wir hatten uns in der Absicht, diesen majestätischen Naturauftritt zu genießen, mit Pelzen versehn; allein ein schneidender Ostwind zwang, uns, in der Nacht Holz zu stoppeln und Feuer zu machen, obschon die Täge des Augusts sehr heiß waren. Die Reize des Morgens belohnten uns reichlich für die Beschwerden der Nacht. Eine höhere Empfindung von dem Wesen, welches die Natur belebt, und von mir selbst hatte ich in meinem Leben nicht als in dem Augenblick, wo am fernen Horizont der erste Blick der Morgenröte die Gipfel des Spessarts und Odenwaldes vergoldete, die in der großen Ferne Feuerwogen zu sein schienen. Noch war alles bis zu diesen Gipfeln hin dickes Dunkel, und diese Ostgegend schien eine beleuchtete Insel zu sein, die zur Nacht auf dem schwarzen Ozean schwimmt. Nach und nach breitete sich das Morgenrot weiter aus und legte uns die schönsten perspektivischen Landschaften in Miniatur vor die Augen hin. Wir entdeckten in schattichten Vertiefungen Ortschaften, die ein Blick der Morgenröte traf und der Finsternis entriß. Wir konnten nun zusammenhängende Bergreihen, ihre Krümmungen und Einschnitte deutlich unterscheiden. Alles das stellte sich nicht anderst dar, als wenn man eine stark und schön beleuchtete Landschaft durch ein umgekehrtes Sehrohr betrachtet. Eine nie gefühlte Beklemmung bemächtigte sich beim Anblick dieser Szenen meiner Brust., Aber das erste Lächeln der Sonne selbst über den Horizont übertraf noch alle Schönheiten der Morgenröte. Die Größe, Mannigfaltigkeit und Pracht dieses Auftrittes übersteiget alle Beschreibung. Die fünfundzwanzig Stunden lange und vierzehn Stunden breite Ebene zwischen dem Spessart, dem Donnersberg, den westlichen Teilen des Odenwaldes und unserm Berge, die wir ganz übersehen konnten, ward von großen Lichtstreifen durchschnitten, die mit dicken Schattenmassen auf die seltsamste Art abstachen. Wir sahen den Rücken des Donnersbergs vergoldet, während daß sich noch zu seinen Füßen und über den Rhein her ein tiefes Grau gelagert hatte. Wir selbst standen im Licht, und zu unsern Füßen dämmerten die Täler und Ebenen noch in einem Halbdunkel, das sich bloß durch den Widerschein der Beleuchtung unsers Berges von der Finsternis unterschied. Die erhabnern Teile der vor uns liegenden ungeheuren Ebene stachen mit einer Lebhaftigkeit aus der Dämmerung hervor, die sie uns wenigstens um die Hälfte näher setzte und die angenehmste Täuschung für uns bewirkte. Dort erhob sich ein Kirchturm aus dem Dunkel, hier ein beholzter Gipfel; dort schien ein ganzes Dorf mit seinen Bäumen über der Erde zu schwimmen, hier lag ein erhöhteres Getreidefeld im Licht, wodurch es von dem angrenzenden Gefilde sozusagen abgeschnitten und erhoben ward. Der sich durch die Ebene schlängelnde Main, welcher zuvor wie ein hellgrauer Streif die dunkle Landschaft durchzog, begann nun teilweise mit Silberglanz zu schimmern, und auch ein Stück des Rheines ward durch einen blendenden Silberschimmer uns näher gebracht. Allein, ich wage zu viel, da ich dir ein Schauspiel beschreiben will, das an sich selbst so weit über alle Beschreibung ist und für welches ihr andern in der großen Welt gar keinen Sinn habt. Ich sah schon oft die Sonne aufgehn, aber nie so prächtig als auf dem Altkönig, und vielleicht kann man auch manches große Land durchwandern, ohne einen so vorteilhaften Standpunkt zum Genuß dieses Schauspiels zu finden, als dieser Berg ist.


Der Reisende, welcher nicht die Mühe nehmen mag, sich weit von seinem Absteigequartier zu entfernen, nimmt keine gute Meinung von dieser Stadt mit sich. Der bessere Teil derselben ist grade der, wo die wenigsten und fast gar keine Gasthöfe und keine Passagen sind. Besonders liegt das Gasthaus "Zu den drei Kronen", welches am häufigsten besucht wird, in der finstersten und abschreckendsten Gegend derselben, so gut auch die Bewirtung darin ist. Von da kann man einen beträchtlichen Teil der Stadt durchwandern, ohne etwas anders als eine finstere Häusermasse zu sehn, die über die engen Straßen hie und da den Einsturz drohen. Ich hab deswegen von dieser Stadt die widersprechendsten Nachrichten bekommen, ehe ich sie selbst besichtigt hatte. Einige hatten mir sie als eine Kloake und andre als eine der besten Städte Deutschlands beschrieben. Erst vor einigen Tagen traf ich einen unsrer Landsleute, die als Aventuriers von jeder Art, besonders in dieser Gegend, ihre Rechnung finden, der mich in vollem Ernst versicherte, Mainz wäre die einzige erträgliche Stadt in Deutschland. Der gute Mann hatte nichts als das Kölnische und Trierische und einen Teil von Westfalen gesehn. Ich konnte ihm nichts anders antworten, als daß Deutschland sehr groß wäre.


Der nördlichste Teil der Stadt, wo die Residenz des Fürsten liegt, ist wirklich sehr schön gebaut. Hier ziehn sich drei schnurgrade Straßen, die Bleichen genannt, vom Ufer des Rheines bis auf siebenhundert Schritte landeinwärts in parallelen Linien, die fast regelmäßig von hübschen Querstraßen durchschnitten werden. Die kurfürstliche Residenz beherrscht sowohl durch die Parallelstraßen als auch über den Rhein und einen Teil des Rheingaues eine unvergleichliche Aussicht. Von diesem neuen Teil der Stadt ziehn sich einige sehr schöne Straßen und Plätze in die alte Stadt hinein. Der sogenannte Tiermarkt an der nordwestlichen Seite der Stadt ist besonders sehenswürdig. Auch in der alten Häusermasse findet man hie und da einige lachende Gegenden. Der mitten in der Stadt gelegene Markt ist zwar kein regelmäßiger, aber doch einer der schönsten Plätze, die ich in Deutschland sah.


Auf demselben nimmt sich die Domkirche vorzüglich aus. Sie ist ein ungeheures vortreffliches gotisches Gebäude 13 , dessen erstaunlicher Hauptturm vor ohngefähr siebzehn Jahren vom Blitz in die Asche gelegt ward. Er war von einem Wald von Holz 14 gebaut und stand gegen vierzehn Stunden in vollen Flammen, ehe er verzehrt war. Um diesem Schicksal in Zukunft zuvorzukommen, ließ ihn das Domkapitel nun von bloßen Steinen, beinahe in gleicher Höhe, erbauen, welches Unternehmen dasselbe gegen 400.000 Gulden gekostet. Schade, daß er zu sehr mit kleinen Zieraten überladen ist, und noch mehr schade, daß dieser bewundernswürdige Dom mit kleinen Bürgerhäusern und Buden umgeben ist, die ihn zur Hälfte verdecken. Allein da die Häuser und Buden in dieser Gegend der Stadt am teuersten sind, so kann man es dem Domkapitel nicht sehr verübeln, wenn es sich lieber seinen Grund und Boden bezahlen als seine Kirche in mehrerm Glanz paradieren läßt.


Schwerlich findet man in Deutschland eine Kirche von der Länge und Höhe dieses Doms. Verschiedne prächtige Monumente von Kurfürsten und andern Standespersonen verschönern das Innere desselben. Unter andern bewunderte ich das Monument eines verstorbenen Domprälaten, Herrn von Dalberg, welches der Bildhauer Melchior verfertigt, dessen ich in meinem letztern Briefe erwähnt. Der Prälat liegt in Lebensgröße auf einem Sarg, worauf eine Pyramide steht, die eine Dreifaltigkeit in Wolken trägt. Die Arbeit ist vortrefflich, würde aber noch viel schöner sein, wenn der Künstler seine eigne Idee hätte ausarbeiten dürfen. Im obern Chor pranget ein köstliches Stück von Bildhauerkunst. Ein Graf von Lamberg, der unter einem Prinzen von der Pfalz die kaiserlichen Truppen kommandierte, welche zu Anfang dieses Jahrhunderts unsere Armee aus der Stadt Mainz vertrieben, und an der Seite desselben in einem Schiff während des Angriffs von einer Stückkugel getötet ward, hebt mit dem rechten Arm trotzig den Deckel seines Sarges auf und streckt mit der Linken den Kommandostab heraus. Das tut eine ungemein gute Wirkung und drückt die Todesart des Helden sehr lebhaft aus. Man findet in dieser Hauptkirche noch mehrere sehenswürdige Denkmäler. - Der Schatz derselben übertrifft das sogenannte Grüne Gewölbe zu Dresden, wovon man soviel Lärmen macht, um ein beträchtliches.

Nebst dem Dorn enthält die Stadt Mainz noch viele andre merkwürdige Kirchen von modernem Geschmack. Die Jesuiten- und Peterskirche sind immer sehenswürdig, ob sie schon zu sehr mit Zieraten überladen sind. Die Augustinerkirche, wovon die Mainzer viel zu rühmen wissen, ist das Meisterstück eines verdorbenen Geschmacks. Um soviel schöner ist die von den Einwohnern weniger bewunderte Ignatiuskirche, die ein Muster von antikem Stil sein würde, wenn nicht eine unglückliche Hand auch hier zuviel Ziererei angebracht hätte. Überhaupt vermißt man auch an den Palästen der Adeligen, die hie und da aus den Bürgerhäusern hervorstechen, die edle Simplizität, welche ganz allein die wahre Größe und Schönheit ausmacht.


Nach einem Menschenalter wird die Stadt Mainz im Äußerlichen kaum mehr zu erkennen sein. Unter dem vorigen Kurfürsten ist sehr lebhaft gebaut worden, und diese Art von Aufwand scheint auch die Lieblingsbeschäftigung des jetzt regierenden Fürsten zu sein. Man zwang die Klöster und Stifter, ihre alten Häuser von neuem aufzubauen, und wenn manche Straßen etwas breiter und grader wären, so würden sie schon keine schlechte Figur machen.


Die Einwohner, deren Anzahl sich samt der Garnison auf 30.000 beläuft, sind eine gute Art Leute, die, wie alle Katholiken Deutschlands, sehr viel auf eine gute Tafel halten. Ihre Physiognomien sind interessant, und es fehlt ihnen nicht an natürlichem Witz und Lebhaftigkeit; allein erst nach einigen Generationen werden sie in der Kultur des Geistes ihren protestantischen Landsleuten gleich sein, sosehr sich auch die hiesige Regierung seit sechzehn bis achtzehn Jahren durch gute Erziehungsanstalten vor den übrigen katholischen Regierungen Deutschlands ausgezeichnet. Doch findet man in keiner katholischen Stadt Deutschlands so viele helldenkende und wirkliche gelehrte Männer als hier. Unter der vorigen Regierung trieb man die Freiheit, zu denken und zu schreiben, beinahe zur Ausschweifung, und obschon der jetzige Kurfürst die Segel etwas mehr eingezogen hat, so laviert er doch gradewegs der Philosophie entgegen. Die Wahlkapitulation 15 des über die vorige Regierung aufgebrachten Domkapitels, seine Verbindungen mit der verstorbenen Kaiserin, gewisse Familienverkettungen und überhaupt die Einschränkungen eines geistlichen Fürsten verwehrten ihm, seinen Lauf mit mehr Entschlossenheit anzutreten. Das Schicksal seines Vorfahrers, der durch seinen zu heftigen Reformationseifer Priester und Leviten gegen sich in Harnisch brachte, mußte ihn ein wenig behutsamer machen, so wie sein Ministerium an dem Sturz des ehemaligen ein sehr erbauliches Beispiel hatte. Man kann es also der jetzigen Regierung nicht verargen, wenn sie nicht gradezu mit allem Nachdruck nach ihrer Überzeugung handelt. Ich sage: nach ihrer Überzeugung, denn zuverlässig fehlt es hier an der politischen Theorie nicht. Der Erzbischof ist ein Mann, der sich an den wichtigsten Stellen, so wie sein Bruder, Bischof von Würzburg, eine große Menschen- und Geschäftekenntnis gesammelt hat und bloß in Betracht seiner Verdienste vom kaiserlichen Hof dem hiesigen Domkapitel bei Erledigung des erzbischöflichen Stuhles empfohlen wurde. Unter seinen Ministern und Räten findet man die vortrefflichsten Männer, und einige derselben könnten auch bei der Verwaltung eines ungleich größern Staates, als das Kurfürstentum Mainz ist, eine ausgezeichnete Rolle übernehmen.


Vermutlich geschah es bloß aus Hochachtung gegen den kaiserlichen Hof, seinen Patron, daß der jetzige Kurfürst aus Wien, wo er mehrere Jahre als mainzischer Gesandte stand, einige Polizeigrundsätze mit sich nahm und beim Antritt seiner Regierung in Ausübung brachte, die der bürgerlichen Gesellschaft äußerst nachteilig sein müssen. Er ist der eifrigste Verehrer der Keuschheitsanstalten der verstorbenen Kaiserin. Er hat auch bei seinem Konsistorium die Maxime eingeführt, den Schwängerer stehenden Fußes mit dem geschwängerten Mädchen zu verehelichen, um die Hurerei und die schlimmen Wirkungen derselben zu hemmen. Wenn doch der sonst so einsichtige Fürst sehen könnte, welche Unordnungen diese Verfügungen im Ehestand veranlassen. Man zeigte mir hier einen jungen Menschen, der auf diese Art eine Frau bekam, die er aber jetzt selbst seinen guten Freunden zum Verkosten anbietet. Vernichtung aller ehelichen Liebe und Treue, Unfruchtbarkeit der Ehen, die schändlichsten Verführungen, wenn eine Dirne mit einem jungen Menschen ihr Glück zu machen glaubt, Ehebrüche und noch unendliche Übel sind Folgen dieser Verordnungen. Die Regierung von Neapel hatte ehedem die nämlichen Grundsätze, aber die Erfahrung lehrte sie, daß sie schädlich waren, und schon vor vier Jahren erschien eine Verordnung, Huren, wie sie es verdienen, ihrem Schicksal zu überlassen. Warum sollte auch eine Dirne für eine Vergehung belohnt werden, die sie selbst so leicht als die andre Partei vermeiden konnte? Belohnung ist es allzeit; denn das Mädchen, welches die Grenzen der Scham einmal überschritten hat, ist gewiß für jedermann feil und sucht sich dann unter seinen vielen Liebhabern den aus, mit welchem es am gemächlichsten zu leben hofft. Wenn es aber auch den Vater mit Zuverlässigkeit angeben kann, so muß man, solange dies Gesetz gilt, doch allzeit voraussetzen, daß es selbst den ersten Schritt zu seinem Fall getan hat, denn es ist in unsrer jetzigen Welt für das Frauenzimmer viel schwerer, sich zu begatten, als für das Mannsvolk. Die Verführung zu einer Farce, die sich nach diesem Gesetz mit einer Heirat schließen muß, ist also größtenteils der schönern Hälfte des Stückes auf die Rechnung zu setzen. Auch der jetzige Kaiser hat, seiner Weisheit gemäß, die Erfahrung zu Rat gezogen und die ehemaligen Keuschheitsanstalten seiner Mutter aufgehoben. Eine besondre Verordnung desselben gebietet ausdrücklich, daß eine geschwängerte Person keine Ansprüche auf ihren Liebhaber zu machen habe. Ist es nicht im höchsten Grad unbillig, daß das ganze Glück eines jungen Menschen von einem wollüstigen Augenblick und der Verführungskunst einer Buhlerin abhängen soll? Man betrachtet diese gewalttätige Verehelichungen als den sichersten Damm gegen die Kindermorde. Morden aber die gegenseitige Kälte der Ehepaare und die Ausschweifungen der Weiber und Männer, welche durch dieselben begünstigt werden, die Kinder nicht zu Dutzenden? Wie lange soll es noch währen, bis sich unsre Regierungen überzeugen, daß aller physische Zwang in moralischen Fällen für die menschliche Gesellschaft verderblich ist?


Nach Wien gibt es wenig Städte in Deutschland, wo ein so zahlreicher und mächtiger Adel versammelt ist als hier. Es sind einige Häuser, die gegen 100.000 Gulden Einkünfte haben. Die Grafen von Bassenheim, Schönborn, Stadion, Ingelheim, Eltz, Ostein, Walderdorff, die Freiherren von Dalberg, Breidenbach und einige andre stehn alle jährlich zwischen 30- und 100.000 Gulden. Nebst diesen zählt man hier noch gegen sechzehn bis achtzehn Häuser, die jährlich 15- bis an 30.000 Gulden Revenuen haben. Der hiesige Adel wird für den ältesten und reinsten in Deutschland gehalten. Die fetten Dompfründen und die Hoffnung, aus ihrem Schoß einen Kurfürsten zu zeugen, lockt die Familien hieher und macht sie auf ihre Reinheit so aufmerksam. Wie vorteilhaft es für eine Familie sei, einen Sprossen auf dem erzbischöflichen Stuhl zu haben, kannst du daraus ermessen, daß der vorige Kurfürst, der nicht der strengste Ökonom war und nicht viel auf den Nepotismus 16 hielt, für seine Familie gegen 900.000 Gulden zurückgelassen, wovon sie aber nur die Nutznießung hat und die nach Absterben derselben dem Lande anheimfallen. Sein Vorfahrer, ein Herr von Ostein, soll seiner Familie gegen vier Millionen rheinische Gulden hinterlassen haben.


Es gibt unter diesem Adel viele Personen von großen Verdiensten, die seltene Kenntnisse mit einem tätigen Leben verbinden, und überhaupt zeichnet sich derselbe durch die sogenannte feine Sitten und gute Lebensart von dem größten Teil des übrigen deutschen Reichsadels aus. Allein im ganzen ist seine Erziehung doch zu steif und zu verzärtelt. Er ist so unpopulär, daß er dem Ersten Minister des Kurfürsten den Zutritt in seine Assembleen 17 versagen würde, wenn er nicht von stiftsmäßigem Adel wäre, und einige dieser Herren Barons glauben sich wirklich zu verunreinigen, wenn sie vis-à-vis mit einem Unadligen stehn. Sie sprechen alle ein elendes französisches Jargon und schämen sich wirklich ihrer Muttersprache, wie dann auch wenige von ihnen mit der Literatur ihres Vaterlandes genau bekannt sind, da sie hingegen alle, wenigstens die leichte Reiterei, von unsern Schriftstellern kennen. Die Tafeln, Kleidungen und Equipagen sind hier nach dem besten Ton von Paris. Wenn aber die Barons wüßten, welche erbärmliche Figuren sie, überhaupt genommen, zu Paris spielen und welche geringe Meinung man daselbst von ihnen hat, sosehr man sie auch, ihrer Louisdors halber, mit Komplimenten überhäuft, so würden sie die Platten, Kleidungen und Equipagen à la Parisienne zum Henker wünschen. Einige derselben, z. B. Herr von Dalberg, Statthalter von Erfurt, Baron von Groschlag, Baron von der Leyen, Domherr, und andre wußten zwar etwas mehr als das Patois unserer Fischweiber, den Schnitt eines Kleides und dergleichen mehr aus Paris zu holen, allein die Anzahl dieser ausgebildeten Männer ist im Verhältnis zum Ganzen zu gering, als daß man den hiesigen Adeligen die Reise nach unserer Hauptstadt nicht verbieten sollte, wo sie größtenteils nur sich und ihr Vaterland prostituieren und ihre Backen und Waden zurücklassen 18 . Ich kenne hier einige junge Herren von Adel, die auf dem Land erzogen wurden und als Landjunker der übrigen Noblesse zum Gespötte dienen; allein diese haben ihre vollen und roten Wangen, und wenn sie sich auch nicht so kavaliermäßig wie die übrigen die Zähne zu stochern wissen, die Ringe an den Fingern nicht mit soviel Grâce 19 spielen lassen, nicht durch eine Lorgnette nichts sehn können, sich nicht auf einem Bein herumdrehen und mit dem schönen Air in die Luft pfeifen können, so haben sie doch ihren gesunden Menschenverstand und Waden und wissen den Bauer und Bürger zu schätzen. Ihr Abstich mit den übrigen Baronen setzt die sogenannte feine Erziehung in ein besseres Licht als die weitläuftigste Abhandlung.


Die hiesige Geistlichkeit ist die reichste in Deutschland. Eine Dompfründe trägt in einem mittelmäßigen Jahr 3.500 rheinische Gulden ein. Die Pfründe des hiesigen Dompropstes ist ohne Vergleich die fetteste in Deutschland. Sie wirft jährlich gegen 40.000 Gulden ab. Jene des Domdechants trägt gegen 26.000 Gulden ein. Die sämtlichen Einkünfte des Domkapitels betragen beinahe 400.000 Gulden. Sosehr es auch in den geistlichen Rechten verboten ist, daß einer nicht mehr als eine Pfründe besitzen soll, so haben die hiesigen Domherren doch alle drei, vier bis sechs Pfründen, und es ist schwerlich ein Kapitular da, der nicht wenigstens seine 8.000 Gulden Revenuen hätte. Der verstorbene Dompropst, ein Graf von Eltz, hatte so viele Pfründen, daß er von derselben jährlich gegen 75.000 Gulden zog. Nebst dem Dom sind noch viele Chorherrenstifte hier, deren Pfründen jährlich gegen 1.2- bis 1.500 Gulden abwerfen. Um dir vom Reichtum der hiesigen Klöster einen Begriff zu geben, dient dir zur Nachricht, daß man bei der Aufhebung der Jesuiten 20 120.000 Reichstaler für ihre Weine löste, ob sie schon um den billigsten Preis verkauft wurden. Der Kurfürst hob vor kurzem eine Kartaus und zwei Nonnenklöster auf, die zusammen für ohngefähr 500.000 Reichstaler Wein in ihren geheiligten Kellern hatten.


Des ungeheuern Reichtums ungeachtet, ist die hiesige Geistlichkeit doch die gesittetste in ganz Deutschland. Von auffallenden Ausschweifungen derselben hört man sehr wenig. In keiner Diözese von Deutschland sind die in der Tridentinischen Kirchenversammlung beschlossenen Verbesserungen der Kirchenzucht mit mehr Eifer und Strenge ausgeführt worden als in der hiesigen, wie denn auch die hiesigen Erzbischöfe schon selbst zur Zeit der Reformation und schon vor derselben mit rühmlichern Mut Hand an dies große Werk gelegt hatten. Ein Grundsatz, worauf hier besonders strenge gehalten wird und der sehr viel zur guten Ordnung unter der Geistlichkeit beiträgt, ist, keine Priester zu dulden, die nicht ihre sichere, feste und hinlängliche Versorgung haben. Die meisten Unordnungen in Bayern, Ostreich und andern Ländern werden von den vielen Abbés, die von ihrer täglichen Industrie leben müssen, und den geistlichen Taglöhnern veranlaßt, welche sich mit einer Messe, die sie durch mancherlei Kniffe und Pfiffe zu erschnappen suchen, täglich den Hunger stillen. Diese Kreaturen sind hier ganz unbekannt. Von jeher waren die theologischen Grundsätze des hiesigen Hofes gereinigter als anderer geistlichen Fürsten Deutschlands. Es fiel mir auf, die Bibel in vielen Händen so vieler gemeinen Leute besonders auf dem Land zu sehn, und man versichert mich, daß das Lesen derselben in der hiesigen Diözese nie verboten gewesen, sondern man nur den Leuten riet, sie nie ohne Beratung ihres Beichtvaters durchzulesen. Schon seit langer Zeit verfolgt man hier den Aberglauben bis in seine verborgensten Schlupfwinkel, und wenn man gleich die Wunderbilder und Wallfahrten noch nicht ganz abstellen konnte, so kann es doch kein hiesiger Priester ungeahndet wagen, einen Exorzismus 21 zu machen oder so groben Unsinn zu predigen, als man noch auf vielen Kanzeln andrer deutschen Länder zu hören gewohnt ist. Merkwürdig ist, daß Bellarmins 22 Werk von der geistlichen Hierarchie schon seit achtzehn Jahren hier ein durch öffentlichen Anschlag förmlich verbotenes Buch ist.


Der vorige Kurfürst hat vorzüglich viel für die Säuberung seines geistlichen Schafstalles getan. Er erlag unter der herkulischen Arbeit; der jetzige Fürst setzt sie aber mit etwas gemäßigterm Eifer immer fort. Jener war besonders für die Mönche förchterlich und sah bei Ausmistung der Klöster den Weltpriestern ein wenig zu sehr durch die Finger, die unter seiner Regierung ein zu galantes Air annahmen und die Grenzen der anständigen Freiheit ein wenig überschritten, wie denn von einem geistlichen Lehrer hier Voltaires Abhandlung von der Toleranz und ähnliche Bücher zum Behuf seiner Vorlesungen in der öffentlichen Schule erklärt wurden und die Werke des Helvetius 23 , Bayle und anderer mehr in den Händen der Studenten der Logik roulierten 24 , während daß die Jesuiten hier damals noch de infallibilitate summi Pontificis, de immaculata conceptione B(eatae) V(irginis) M(ariae) 25 usw. mit einem Ernst disputierten, der mit den Lieblingsautoren der Studenten der Philosophie den lächerlichsten Kontrast machte. Der jetzige Fürst dehnt aber seine väterliche Sorge und Zuchtrute auch über die Weltgeistlichkeit und hat sie an einen Anstand und an ein Betragen gewöhnt, welches sowohl ihm als ihnen selbst sehr viel Ehre macht.


Wie heilig indessen das Andenken des verstorbenen Kurfürsten jedem Patrioten von Mainz sein müsse, kannst du zur Gnüge daraus ermessen, daß er bloß zur Stiftung und Unterhaltung einer Schullehrerakademie für das Land jährlich über 30.000 Gulden aus seinem Privatbeutel hergab. In der Überzeugung, daß ohne den Grund einer guten Erziehung alle Verordnungen und Verbesserungsanstalten in einem Staat unnütz oder doch nur augenblickliche Linderungspflaster und keine vollkommne Kur seien, sparte er nichts, was zu diesem Endzweck beitragen konnte. Der itzt regierende Fürst, welcher den Grund zum Gebäude der Volkserziehung gelegt fand, sucht es, wiewohl in einem etwas abgeänderten Stil, auszuführen, strengt aber seine Bemühungen hauptsächlich zur Beförderung der höhern Erziehung und zur Aufnahme der Wissenschaften und Künste an. Den größten Teil der liegenden Gründe der erwähnten drei aufgehobenen Klöster schenkte er der hiesigen Universität, deren vormals sehr schmale Einkünfte dadurch um ohngefähr 100.000 Gulden vermehrt wurden. Da dieser Fürst ganz frei vom Nepotismus ist, so kann, er mehr als irgendein andrer Bischof Deutschlands den Musen opfern.


Die Anekdote in Pilatis "Reisen" von einem Schweizer Offizier, der seinen Bedienten hier in keinem Gasthaus wegen der Religion unterbringen konnte, entspricht dem itzigen Ton des hiesigen Publikums nicht. Ich war hier in mehrern Gasthäusern, wo mir der Wirt von selbst auf die Fasttage Fleisch anbot, wenn ich allenfalls ein Protestant wäre. Wahrscheinlicherweise hat der Offizier auch nicht die ganze Tour durch die einigen hundert Wirtshäuser gemacht, und es ist hier wie überall. In einer Straße liest man noch Legenden, während daß man in der andern mit Locke und Newton konversiert. Wenn man Paris nach den Leuten in der Gegend der Porcherons, Berlin nach den Gemeinden, die wegen eines alten unsinnigen Gesangbuchs beinahe einen Aufruhr erregt hätten, und Hamburg nach den Gemüsweibern, an deren Spitze der Pastor Goeze steht, beurteilen wollte, so würde das Urteil über diese Städte sehr schlecht ausfallen.


Obgleich die Handlung hier seit achtzehn bis zwanzig Jahren immer blühender wird, so ist sie doch lange noch nicht das, was sie in Betracht der günstigen Lage der Stadt und andrer Vorteile sein könnte. Die sogenannten hiesigen Kaufleute, deren einige ansehnliches Vermögen besitzen, sind im Grunde nur Krämer, die größtenteils von der Verzehrung der Stadt und des Landes umher ihre Nahrung ziehn und nebenher Spediteurs für die Kaufleute von Frankfurt und einige andre Städte machen. Wie kleinlicht hier im ganzen noch der Kaufmannsgeist sei, kannst du daraus abnehmen, daß man hier schwerlich einen Wechselbrief von 30.000 Gulden anbringen könnte. Einige Galanteriehändler, vier bis fünf Tobaksfabrikanten und fünf bis sechs Spezereihändler sind alles, was man hier zur eigentlichen Kaufmannschaft rechnen könnte. Einen Wechsler gibt's hier gar nicht. Und doch hat diese Stadt das unschätzbare Stapelrecht und beherrscht vermittelst des Rheins, Mains und Neckars die ganze Aus- und Einfuhr vom Elsaß, der Pfalz, von Franken und einem Teil von Schwaben und Hessen gegen die Niederlande zu. Man sieht hier auch immerfort einige hundert Schiffe, die aber sehr wenig auf Rechnung hiesiger Kaufleute geladen haben. Religionsvorurteile waren ein Haupthindernis der Aufnahme der Handlung in dieser Stadt. Zur Zeit der Auswanderung der Hugenotten wollte eine sehr beträchtliche Gesellschaft derselben sich hier anbauen. Sie versprach dem Kurfürsten, der Stadt Mainz grade gegenüber, nämlich zwischen Kastell und Kostheim, auf der Landspitze, welche der Zusammenfluß des Rheines und Maines bildet, eine ganz neue Stadt zu bauen, sie auf ihre Kosten zu befestigen, eine hinlängliche Besatzung darin zu unterhalten und der Regierung jährlich noch eine ansehnliche Abgabe zu entrichten, wenn man ihr freie Ausübung ihrer Religion gestattete und sie die Vorrechte der alten Stadt Mainz genießen lassen würde. Allein der damalige Kurfürst fand es nicht anständig, so nahe bei seiner Residenz das Gift der Ketzerei Wurzel schlagen zu lassen. Der verstorbene Kurfürst hat öfters den Wunsch geäußert, so glücklich zu sein, daß ihm Ketzer von dieser Art eine ähnliche Anerbietung machten. Auch unter der itzigen Regierung würden sie sehr willkommen sein; allein solche Gelegenheiten sind sehr selten, und man vertreibt nun in ganz Europa keine Hugenotten mehr.


Der Stolz und die Verschwendung des Adels sind ein anderes Hindernis der Handlung. Er und die Geistlichkeit sind im Besitz des großen Kapitals dieser Stadt, dessen Interessen bloß in der innern Verzehrung roulieren, und während daß der Kaufmann von Frankfurt Mitregent seiner Vaterstadt wird, sieht ihn der Kavalier hier mit der tiefsten Verachtung an und schließt ihn gänzlich aus seiner Gesellschaft aus. Der hiesige Adel äfft bloß das Äußerliche und die nichts bedeutenden Kleinigkeiten des Adels von Paris und London nach, und er ist nicht dazu aufgelegt, von demselben die Kunst zu lernen, sein Vermögen durch Handlung und Industrie zu verdoppeln.


Ich habe dir schon gesagt, daß die Gesichtszüge der Einwohner dieser Stadt und der Gegend sehr interessant sind. Die Landleute sind nebst dem auch sehr stark von Bau, und eine frische Gesichtsfarbe unterscheidet sie stark von den Bayern und Norddeutschen, die, überhaupt genommen, bleich von Farbe sind. Allein durch das ganze Maingebiete und auch einen Teil von Hessen bis hieher fielen mir die Beine der Leute stark auf. Besonders sind die Beine der Einwohner der hiesigen Gegend sehr übel gestaltet. Entweder stehn die Knie einwärts und bilden Frauenzimmerfüße, oder sie sind ganz grade wie Stecken. Schön ausgeschweifte Männerfüße sieht man hierzulande höchst selten. Zuverlässig ist die unsinnige und sehr schädliche Art, die Wiegenkinder so stark einzuschnüren, welche in diesen Gegenden herrscht, wenigstens zum Teil schuld daran. Ich konnte ohne Ärger nicht zusehn, wie die Mütter es recht gut zu machen glauben, wenn sie ihre Kinder so steif wie ein Stück Holz einfetschen und sie dann tagelang in dieser unnatürlichen Lage liegen lassen. Dieser Zwang hat gewiß auch auf die Seele Einfluß, die in den ersten Jahren der Kindheit so enge mit dem Körper verwebt ist. Überhaupt muß man die Kopien der Deutschen des Tacitus hier nicht suchen. Schwarze und braune Haare sind hier viel häufiger als blonde. In den so nah gelegenen darmstädtischen Landen sind die Einwohner diesen Urbildern ähnlicher. Ein aufmerksamer Beobachter sieht leicht im Äußerlichen, welche Völker Deutschlands mit Fremden vermischt sind und welche Länder bei der großen Völkerwanderung von undeutschen Kolonisten in Besitz genommen wurden. Die schwarzen und dunkelbraunen Haare der hiesigen Einwohner stammen vielleicht noch von den Römern ab, welche hier ein Lager hatten.


Nach dem Papst ist der hiesige Erzbischof ohne Vergleich der ansehnlichste und reichste Prälat in der christlichen Welt. Das Erzstift hat seine Größe und sein Ansehn dem heiligen Bonifatius zu danken, der mit Recht der Apostel der Deutschen genennt wird. Dieser Mann, ein Engländer von Geburt, war es, der unter Karl dem Großen den berühmten Wittekind und die braven Sachsen taufte, die sich so lange mit dem Säbel in der Hand gegen den Tauf gewehrt hatten, und welcher das Gebiete des Statthalters Christi bis an die Nord- und Ostsee erweiterte. Er war es, der in Deutschland die römische Liturgie einführte, die wilden Einwohner vom Pferdefleisch entwöhnte, aber zugleich den Papst auch in Deutschland in ein größers Ansehn brachte, als er in irgendeinem andern Lande stand. Nach dem Zeugnis des Aventinus 26 machten ihm verschiedene Bischöfe den Vorwurf, er habe durch seinen neuen Huldigungseid, den er dem Papst leistete, ihr Ansehn vernichtet und durch Einführung des römischen Kirchengepränges dem Aberglauben und Unchristentum die Türe geöffnet. Auch hat er das meiste zur Aufnahme der berüchtigten falschen Dekretalen des Isidors 27 beigetragen. Allein wenn man die damalige Lage der Sachen genau erwägt, so war das päpstliche Ansehn das einzige Mittel, die Nation schnell aus der Barbarei zu reißen und die Geistlichen selbst, die nicht weniger Barbaren als die Laien waren, wie sie denn weder lesen noch schreiben konnten, in ein ordentliches Zuchtsystem zu bringen. Wäre es auch bloß darum zu tun gewesen, die deutsche Geistlichkeit vermittelst der päpstlichen Hierarchie unter sich selbst zu verbinden und die Nation dadurch mit andern Europäern bekannt zu machen, so hätte Bonifatius Deutschland schon einen sehr wichtigen Dienst getan. Dem sei, wie ihm wolle; der Statthalter Christi belohnte die Dienste dieses Apostels in vollem Maß. Alle in Norden von Deutschland neugestifteten Bistümer wurden dem Stuhl zu Mainz unterworfen, den Bonifatius zu seinem Hauptsitz gewählt hatte. Die Provinz ward die größte im ganzen päpstlichen Reiche. Ganz Schwaben, Franken, Böhmen und beinahe ganz Sachsen nebst einem Teil von Helvetien, Bayern und des Oberrheins gehörten zu derselben. Nachdem sie durch die Reformation und Rachsucht des Königs von Böhmen um den dritten Teil geschmälert 28 ward, so zählt sie nebst dem erzbischöflichen Sprengel doch noch elf Bistümer, worunter mehrere der ansehnlichsten von Deutschland sind, als Würzburg, Paderborn, Hildesheim, Augsburg und andere mehr.


Es konnte nicht fehlen, daß, als der Statthalter Christi seine Macht auch über die weltlichen Reiche ausdehnte, der Botschafter desselben (denn dafür gab sich Bonifatius selbst aus, und noch das Tridentinische Konzilium nennt alle Bischöfe päpstliche Gesandte) nicht auch im profanen Verstand sein Glück machen sollte, besonders da zu den damaligen Zeiten die Geistlichen ausschließlich im Besitz der Wissenschaften und deswegen auch in politischen Geschäften unentbehrliche Leute waren. Das Geistliche und Weltliche war damals so durcheinander verwebt, daß der ansehnlichste Bischof Deutschlands auch der mächtigste Reichsstand werden mußte. In Britannien, Polen und allen Ländern, die sich der aristokratischen Verfassung näherten, geschah das nämliche. Die Landgrafen von Hessen, die Pfalzgrafen, ja sogar die Kaiser selbst trugen kein Bedenken, Lehnleute der Erzbischöfe von Mainz zu sein. Als das Gebäude der päpstlichen Monarchie von Gregor dem Siebenten vollendet war, erschienen die Erzbischöfe von Mainz von nun an immerfort an der Spitze der deutschen Reichsstände, und im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert war ihr Ansehn groß genug, daß sie ganz allein Kaiser ernennen konnten, wie denn das Haus Habsburg bloß einem Kurfürsten zu Mainz den ersten Grund seiner Größe zu verdanken hat.

Seitdem man gelernt hat, die Grenzen der geistlichen und weltlichen Macht so genau zu trennen und die letztere über die erstere ein so entscheidendes Übergewicht gewann, wurde zwar das Ansehn und der Einfluß der hiesigen Erzbischöfe natürlicherweise merklich eingeschränkt, allein sie haben doch noch äußerst wichtige Vorrechte, die sie mit mehr Nachdruck könnten geltend machen, wenn sie sich nicht wegen verschiedenen Nebenumständen zu sehr an das kaiserliche Haus schmiegen müßten. Sie führen noch das Wort in dem Kurfürstenkollegium, schreiben auf Bedeuten des Kaisers den Reichstag aus, können in den Prozeduren der Reichsgerichte Revisionen verordnen usw. Diese hohen Privilegien hängen aber in der Ausübung itzt zu sehr von dem östreichischen Haus ab. - Auch die geistliche Macht derselben schwindet immer mehr zusammen. Ihre Suffraganen 29 haben sich in den Kopf gesetzt, alle Bischöfe seien im Wesen der Gewalt einander gleich, und der Titel eines Erzbischofes bedeute nur einen Vorrang irgendeines Bruders unter gleichen Brüdern. Man appelliert wohl bisweilen noch von den Konsistorien einiger Suffraganen an das hiesige sogenannte Generalvikariat; allein alsdann wird gewiß auch weiter nach Rom appelliert, und das metropolitanische 30 Ansehn verliert also in solchen Fällen ebensoviel, als es dabei gewinnt.


Der Genuß der Güter, welche dem hiesigen erzbischöflichen Stuhl ankleben und die wenigstens itzt noch unzertrennlich von demselben sind, kann die Besitzer desselben leicht über die Schmälerung ihres geistlichen und politischen Ansehens außer den Grenzen ihrer Lande trösten. Diese machen einen der besten Teile Deutschlands, und zwar nicht dem Umfang nach das größte, aber doch das bevölkerteste und reichste geistliche Fürstentum aus. Schwerlich beträgt Ihr Umfang mehr als 125 deutsche Quadratmeilen, dahingegen das Erzbistum Salzburg gegen 240 Quadratmeilen enthält; allein jene zählen ohngefähr 320-, und dieses zählt höchstens nur 250.000 Einwohner. Wegen des natürlichen Reichtums der mainzischen Lande und ihrer vorteilhaften Lage trägt ein Untertan derselben ungleich mehr ein als ein Bewohner des Erzbistums Salzburg, dessen größter Teil bloß von Hirten bewohnt wird. Die mainzischen Lande zählen gegen vierzig Städte, die salzburgischen hingegen nur sieben. Der hiesige Rheinzoll allein trägt jährlich gegen 60.000 Gulden oder beinahe so viel ein als alle salzburgischen Bergwerke zusammen, das halleinische Salzwerk ausgenommen. Die Weinakzise hier und in der umliegenden Gegend werfen dem Hof jährlich über 100.000 Gulden ab, wobei die Akzise von den entlegenen Landen desselben nicht mitgerechnet sind. Man kann die sämtlichen Einkünfte des Kurfürsten auf 1.700.000 Gulden schätzen. Zuverlässig weiß ich, daß sie in den letztern Jahren des verstorbenen Erzbischofs gegen 1.800.000 Gulden betragen haben. Nun hat zwar der itzige Fürst beim Antritt seiner Regierung den Untertanen von fünfzehn oder sechzehn Schatzungen, die sie jährlich entrichten mußten, freiwillig zwei erlassen; diese zwei Steuern aber betrugen gewiß nicht über 100.000 Gulden, und nebst dem sind einige andre Quellen von Einkünften durch die kluge Ökonomie des itzigen Fürsten sehr verbessert worden.


Wenn die kurfürstlichen Lande beisammen lägen, so hätten sie Getreide und alles, was zur Notdurft des Lebens gehört, im größten Überfluß. Da aber einige Teile derselben zu weit voneinander getrennt sind, so müssen sie verschiedene Bedürfnisse von Fremden kaufen. Besonders ist die Hauptstadt samt dem benachbarten Rheingau in Rücksicht auf das Getreide von der benachbarten Pfalz abhängig, so ergiebig auch der mainzische Anteil in der Wetterau an Korn, Weizen und allen Getreidegattungen ist. Das vorzüglichste Produkt der am Rhein gelegenen Lande des Kurfürsten ist der Wein, der fast ganz allein im eigentlichen Verstand Rheinwein heißt, und nur die Weine vom Nierstein, Bacharach und einigen andern sehr wenigen ausländischen Orten werden von Kennern unter dem Titel des Rheinweins mitbegriffen, die pfälzischen, bergsträßischen, badenschen und elsassischen Weine aber sorgfältig von demselben getrennt.


Es wird zwar auch in den auf der West- und Südseite des Rheines gelegenen mainzischen Landen sehr viel Wein gebaut, und der von Laubenheim, Bodenheim, Büdesheim und Bingen wird sogar unter den vorzüglichen Rheinwein gerechnet; allein das auf dem nördlichen Rheinufer gelegene Rheingau ist doch das eigentliche Vaterland des Rheinweines, der die Dichter und Nichtdichter Deutschlands so oft im physischen und moralischen Verstand begeistert.


Ich machte vor einigen Tagen mit einer Gesellschaft von hier eine Lustpartie nach dem Rheingau, bei welchem Anlaß ich einem der merkwürdigsten ländlichen Feste beiwohnte, die ich in meinem Leben genoß. Unser Schiff hatte ein besseres Ansehn als die Fahrzeuge, welche man sonst in Deutschland zu sehen gewohnt ist, und war einem kleinen holländischen Jagdboot 31 ziemlich ähnlich. Als wir die Krümmung passiert waren, welche der stolze Rhein eine gute Stunde unter Mainz gegen Westen macht, hatten wir eine Aussicht vor uns, die man außer der Schweiz schwerlich in einem andern Lande zu sehen bekömmt. Der Rhein breitet sich hier erstaunlich aus und bildet in seinem trägen Lauf einen See, der hie und da über eine Viertelstunde breit ist und worauf einige beholzte Inseln schwimmen. Zur Rechten bildet das eigentliche Rheingau ein Amphitheater, dessen Schönheiten weit über alle Beschreibung sind. Bei Walluf, dem ersten Ort des Rheingaues, laufen sehr hohe Berge ziemlich nahe an das Ufer des Stromes her. Von da ziehen sie sich landeinwärts und bilden einen Halbzirkel, dessen andres Ende fünf Stunden weiter unten, nämlich bei Rüdesheim, an das Rheinufer stößt. Das Ufer, die Hügel, welche dieser Zirkel einschließt, und die Abhänge dieser Berge sind dicht mit Flecken und Dörfern besäet. Die weiße Farbe der Gebäude und die schönen blauen Schieferdächer dieser Ortschaften nehmen sich in dem mannigfaltigen und durchaus herrschenden Grün dieser Landschaft ungemein schön aus. Längst dem Rheinufer hinab liegt alle Viertelstunde ein Ort, der in jedem andern Lande eine Stadt heißen würde. Mancher enthält drei- bis vierhundert Familien, und in diesem fünf Stunden langen und in der Mitte ohngefähr zwei Stunden breiten Amphitheater zählt man gegen sechsunddreißig Ortschaften. Alle sonnichten Abhänge der Berge und Hügel sind ein ununterbrochener Weingarten, der von unzähligen Obstbäumen häufig beschattet ist. Die waldichten Häupter der hintern Berge werfen ein gewisses feierliches Dunkel über die sonst sehr lichte Landschaft, welches eine vortreffliche Wirkung tut. Hie und da laufen stärkere Arme von der hohen Bergreihe an das Ufer her und ragen über die niederern Hügel majestätisch empor. Auf einem solchen Bergarm liegt, beinahe in der Mitte des Rheingaues, das Dorf Johannisberg, welches einen der edelsten Rheinweine erzieht. Vor diesem Dorf liegt auf einem runden und schöngestalteten Hügel nahe am Ufer des Stromes ein gräflich stadionisches Schloß, welches der Landschaf t umher eine unbeschreibliche Pracht gibt, und fast in jedem Ort erblickt man ein großes herrschaftliches Gebäude, das ihm ein reicheres Ansehn leiht. Dem Halbzirkel der Berge, welcher es gegen die kalten Ost- und Nordwinde schützt und dem Sonnenschein doch Raum und Spiel genug läßt, hat das Land seinen Reichtum zu verdanken. Die Waldungen und höhern Abhänge der Berge sind zugleich der Viehzucht sehr günstig und vermehren den Dünger, welcher in einem Lande dieser Art einen außerordentlichen Wert hat.


Das dem Rheingau entgegengesetzte Ufer des Stromes ist viel öder und erhöht durch seinen Abstich die Reize desselben. Kaum erblickt man auf dieser stufenweis sich erhebenden Südseite vier bis fünf Orter, die weit voneinander entlegen sind. Der große Raum zwischen denselben besteht größtenteils aus Heideland und Wiesen. Nur hie und da wirft ein alter Hain dicke Schattenmassen über dieselben hin, und nur sehr sparsam leuchten an einigen Orten Getreidefelder aus der finstern Landschaft hervor.


Der Hintergrund dieser Gegend ist im malerischen Betracht der beste Teil derselben. Ein enger Bergschlund, der sich zwischen Rüdesheim und Bingen perspektivisch zu verengen beginnt, bildet denselben. Senkrecht abgehauene Berge und Felsen hängen hier über den Rhein her, auf den sich hier eine ewige Nacht gelagert hat. In der Ferne glaubt man, der Rhein ströme durch eine unterirdische Höhle aus dieser Landschaft heraus, durch welche er so langsam zu gehen scheint, um ihre Reize in wollüstiger Trägheit desto länger genießen zu können. Der sogenannte Mäuseturm scheint im Dunkel, welches auf diesem Hintergrund liegt, auf dem Wasser zu schwimmen. Kurz, in der ganzen Gegend Ist nicht das geringste, das nicht zur Schönheit und Pracht derselben etwas beitrüge und sozusagen notwendig wäre, um das Paradies vollkommner zu machen. - Wenn man in der Mitte zwischen Mainz und Bingen auf dem Rhein fährt, so bilden die Ufer des Stromes ein vollkommnes Amphitheater Im Oval, welches eine der malerischesten und reichsten Landschaften ausmacht, die man in Europa sehen kann.


Die Nacht war schon angebrochen, als wir zu Geisenheim ankamen. Ehe wir landeten, genossen wir noch eines sehr seltenen Anblicks. Wir konnten fast die ganze Küste des Rheingaues übersehen, die wie von einer zusammenhängenden Stadt bedeckt war. Die vielen Lichter in den unzähligen Dorfschaften täuschten mich so sehr, daß ich wirklich eine ungeheure Stadt beleuchtet zu sehen glaubte. Der Widerschein dieser Lichter in dem spiegelglatten Rhein begünstigte die Täuschung.


Des andern Tages nach unserer Ankunft gingen wir nach Rüdesheim, wohin uns ein Geistlicher von Mainz eingeladen hatte. Wir fanden eine zahlreiche Gesellschaft bei ihm, worunter auch einige Protestanten waren. Nach dem Mittagessen führte uns unser artiger Wirt in einer Prozession in seinen großen Saal, woraus wir eine unvergleichliche Aussicht über den hier außerordentlich breiten Rhein und die Stadt Bingen genossen. Alles schien ein großes Fest anzukünden, dessen Charakter aber, wenigstens für mich, immer noch ein Rätsel war. Auf einmal öffnete sich die Türe des Saales. Eine Bande Musikanten ging feierlich voraus, und ihnen folgten zwei hübsche und wohlgekleidete Mädchen, die auf einer mit feinem Leinwand überzogenen Tafel eine große Traube trugen. Der Rand der Tafel war mit Blumen bekränzt. Man setzte die Traube mitten im Saal auf eine Art von Thron, der auf einem Tisch errichtet war, und nun erklärte man mir, daß unser Wirt das Fest wegen der ersten reifen Traube in seinem Weinberg angestellt habe und daß die Sitte, die erste Zeitigung einer Traube zu feiern, bei den Reichen dieses Landes heilig beobachtet werde. Man fand dies Fest um so nötiger, da dieses Jahr die Trauben außerordentlich spät zu reifen beginnen. Nachdem der Altar des Bacchus errichtet war, hielt unser Wirt eine kleine, aber sehr gute Rede, die dem Charakter der Feierlichkeit entsprach, und hierauf tanzten wir um die Traube herum. Nie, Bruder, hab ich mit mehr Empfindung getanzt als hier. Noch macht mich bloß die Erinnerung der lebhaften Gefühle, die sich in diesen seligen Augenblicken meiner bemächtigten, stumm und entzückt. - - - In meiner Republik sollen Feste dieser Art gewiß die einzigen sein. Gibt es ein heiligeres und würdigeres Fest, als wo man dem Schöpfer durch Freude für die Wohltaten dankt, womit er uns selig machen will? - Es war nicht darum, als wenn diese Traube die einzige reife im Weinberg unsers Wirtes gewesen wäre. Wir fanden bei genauer Untersuchung derselben noch mehrere. Demungeachtet zankten wir uns um die Beere der Traube, die wir betanzt und besungen hatten, mit mehr Hitze, als wenn sie orientalische Perlen von gleicher Größe gewesen wären.


Rüdesheim ist ein reicher Flecken von ohngefähr 2.500 Einwohnern. Der hiesige Wein wird ohne Vergleich für den edelsten der Rheingauer und aller deutschen Weine gehalten. Ich fand ihn auch viel feuriger als den Hochheimer; allein in Rücksicht auf Annehmlichkeit des Geschmackes zieh ich den letztern immer vor. Der beste Rüdesheimer wird, wie der Hochheimer, im Ort selbst zu drei Gulden p. Maß bezahlt. Für einen Gulden bekömmt man hier noch keinen vorzüglich guten Wein, und kaum kann man den für zwei Gulden unter die bessern Weine zählen. Wenigstens würde ich den schlechtesten Burgunder dem Rüdesheimer vorziehn, den ich um diesen Preis sowohl im Ort selbst als auch zu Mainz getrunken. Die Weine unsers geistlichen Herrn Wirtes zeichneten sich freilich von jenen sehr aus, die man in den Wirtshäusern bekömmt. Allein er gestand uns selbst, daß er die mehr oder weniger reifen Trauben bei der Lese sorgfältig zu sondern pflegte und also von der nämlichen Gattung Trauben sehr verschiedene Weine machte. Es ist im Rheingau wie überall. Die bessern Produkte werden gemeiniglich von den mittelmäßigen und geringern Einwohnern verkauft und die schlechtern für die innere Verzehrung zurückgehalten, weil die Fremden, in Betracht, daß die Transportkosten immer gleich sind, lieber die bessern doppelt bezahlen als die schlechtern aufkaufen. Nur bei den Reichern, worunter auch unser Wirt gehört, die etwas für ich selbst und ihre Freunde zurückbehalten, findet man etwas Vorzügliches. Aus dieser Ursache habe ich weit außer der Schweiz die besten Schweizer Käse gegessen und in den Gasthäusern von Norddeutschland viel bessern Rheinwein getrunken als in jenen seines Vaterlandes. Die Lage des Landes verteuert auch die Rheingauer Weine ungemein und befördert ihre Ausfuhr. Dieses Land ist das nördlichste, welches den Wein in Überfluß erzeugt, und der gemächliche Transport desselben auf dem Rhein nach Holland und der übrigen Welt erhöht seinen Preis über seinen natürlichen Wert.


Der Ort, wo die Blume des Rüdesheimer Weines wächst, ist gerade die Erdspitze, welche der Rhein durch seine Wendung nach Norden bildet, nachdem er von Mainz bis hieher nach Westen geflossen ist. Diese Spitze, ein beinahe senkrechter Fels, genießt die erste Morgenröte und die späteste Abendsonne. Sie ist in ganz niedrige und schmale Terrassen eingeteilt, die sich wie eine steile Treppe bis zum waldichten Gipfel des Felsen erheben, auf künstlichen Mauern ruhen und auch an vielen Orten durch Kunst und Fleiß mit Erde bedeckt wurden, die oft von einem Regenguß wieder weggeschwemmt wird. Die ersten Setzlinge der Weinstöcke kamen zuverlässig aus unserm Vaterland hieher, und noch nennt man die beste Gattung hier Orleanstrauben. Man zieht die Weinstöcke ungemein niedrig, und selten sind sie über vier bis fünf Fuß hoch. Diese Art, den Weinstock zu ziehn, ist für die Menge, aber nicht für die Güte des Weines zuträglich; denn die phlegmatischen und schweren Teile desselben würden eher zurückbleiben, wenn die Säfte, woraus er gezeugt wird, durch höhere und mehrere Kanäle sich sublimieren müßten. Dies ist ohne Zweifel eine der Hauptursachen, warum alle Rheinweine etwas Herbes, Saures und Wässerichtes haben. - In den besten hiesigen Weinbergen, welches die niederen an der obbemeldten Erdspitze sind, ist öfters schon von holländischen und andern Weinhändlern vor der Lese der Stock mit einem Dukaten überhaupt bezahlt worden. Es muß ein reicher Stock sein, wenn er über vier Maß Wein gibt. - Du kannst dir leicht vorstellen, daß der Weinbau an diesem Ort sehr kostspielig ist, indem der ohnehin sehr teure Dünger von den Bauern auf dem Rücken und mit unbeschreiblichen Beschwerden auf den Berg getragen werden muß.


Nach unsrer Zurückkunft besichtigte ich zu Geisenheim den sehr prächtigen Palast eines Grafen von Ostein, des reichsten Kavaliers von Mainz, der einige von einem ehemaligen Kurfürsten, seinem Vetter, ererbte Millionen auf Leibrenten in Holland liegen hat. Das Gebäude, in modernem Geschmack, ist immer sehenswürdig; allein der halb Französische und halb Englische Garten hatte ungleich mehr Reiz für mich. Hinter Geisenheim ließ der Graf einige Alleen durch einen Wald bauen, worin auch einige Einöden 32 angebracht sind. Die Hauptallee führt auch in einer Krümmung auf die Spitze des Felsen, an dessen Fuß der beste Rüdesheimer wächst. Auf dieser Spitze ließ der Graf eine Terrasse bereiten und mit einem Geländer umfassen, welche eine der entzückendsten Aussichten beherrscht, die ich in meinem Leben sah. Senkrecht über den Felsen hinab übersieht man die Weinberge in Terrassen und schaut in den Rhein, der sich hier wütend durch sturzdrohende Berge und die dunkle Nacht, welche sich in ihren Busen gelagert hat, zu drängen beginnt. Die Aussicht, den Fluß hinab, ist schauerlich. Man glaubt, der Rhein suche seinen Weg durch ein unterirdisches Gewölbe der teils öden, teils waldichten Berge, die über ihn herhangen. Der Fels, worauf man steht, streckt seinen Fuß bis an das entgegengesetzte Ufer, worauf ein andrer abstürziger Berg wie eine ungeheure Säule steht. Der Zusammenhang dieser Berge verursacht einen Fall im Rhein, dessen dumpfes Getöse in der Landschaft eine ungemein gute Wirkung tut. Man hat auf der Rüdesheimer Seite, nahe am Ufer, über welches man auf der Terrasse oben herübersieht, eine Passage unter dem Wasser durch den harten Felsen durchgehauen, welche für die größten Schiffe geräumig genug und unter dem Namen des Binger Loches bekannt ist. Der Fels, welcher hier den Sturz des Rheines verursacht, ragt in der Mitte des Stromes merklich über das Wasser empor und bildet ein teils nacktes, teils mit Gesträuche bedecktes Inselchen, worauf der berüchtigte Mäuseturm steht. Aufwärts des Rheines übersieht man den größten Teil des lachenden Rheingaus und das ganze ihm entgegengesetzte Ufer. So schön und mannigfaltig auch diese Aussichten den Strom hinauf und hinunter sind, so werden sie doch noch von einer andern Partie dieser Landschaft übertroffen, die man ganz gerade auf der Terrasse vor sich hat. Hier sieht man durch einen engen Schlund, durch welchen sich der Fluß Nahe in den Rhein ergießt und dessen Boden er beinahe ganz einnimmt. Im Vordergrund, wo die Nahe sich mit dem Rhein vereinigt, steht zur Rechten der waldichte Bergkolosse, mit welchem der Rüdesheimer Fels unter dem Wasser zusammenhängt. Auf der Erdspitze zur Linken liegt die Stadt Bingen am Fuß eines andern Berges, den die Trümmer eines alten Schlosses krönen. Der Schlund selbst ist öde und dunkel und beinahe eine halbe Stunde lang. Nur die roten Schiefersteine eines Berges in demselben und ihr Schutt sticht mit der auf der rechten Seite durchaus herrschenden Waldung und mit der teils kahlen und geringern, teils mit Weinstöcken besetzten Bergwand zur Linken ein wenig ab. Mitten in diesem Schlund geht eine alte Steinbrücke über die Nahe, die von ihrem Erbauer, dem Drusus Germanicus 33 , noch die Drususbrücke genennt wird und das Malerische der Landschaft ungemein erhöht. Am Ende des Schlundes ist eine Mühle über den ganzen Fluß gebaut, die in dickem Grün nicht weniger pittoresk als die Drususbrücke ist. Allein der Hintergrund dieser Landschaft ist der interessanteste Teil derselben. Der Naheschlund ist wie ein Sehrohr, durch welches man in die lachendste Landschaft hinschaut. Das starke Licht, die blaue Ferne der Berge und Hügel, einige schöne Dörfer und sanftes Gehölze und Weinberge um dieselben kündigen an, daß das Land hinter diesem finstern Schlund sich sehr verebnet und weit ausbreitet.


Die Stadt Bingen, welche nebst einem Rheinzoll, der jährlich gegen 30.000 Gulden abwirft, dem mainzischen Domkapitel zugehört, ist ziemlich schön und enthält ohngefähr 4.500 Einwohner. Von hier wird ein großer Teil des Rheingaues mit Getreide aus der benachbarten Pfalz versorgt, wogegen die Stadt Spezereien und verschiedne fremde Fabrikwaren den Pfälzern zurückgibt. Dieser Handel macht sie ziemlich lebhaft. Nebst dem hat sie sehr ergiebigen Weinbau. Der Berg, an dessen Fuß sie liegt und dessen eine Wand den Schlund bildet, wodurch die Nahe sich in den Rhein ergießt, bildet hinter demselben eine andre steile Wand, welche mit dem Rhein und dem Goldnen Rüdesheimer Berg parallel steht. Sie genießt deswegen mit diesem gleiche Sonne, und der Büdesheimer Wein, welcher auf derselben wächst, gibt dem Rüdesheimer wenig nach.


Nachdem ich die Reize dieser ungemein schönen Landschaft einige Tage lang genossen hatte, trieb ich [mich] noch einige Tage durch die Dörfer des Rheingaus herum. Auch hier überzeugte mich der Augenschein, daß der Weinbauer nicht der glücklichste ist. Die Einwohner sind teils unmäßig reich, teils unmäßig arm. Der glückliche Mittelstand ist nicht für Gegenden, deren hauptsächlichstes Produkt der Wein ist. Nebst dem, daß der Weinbau ungleich mühsamer und kostbarer ist als der Getreidebau, so ist er auch Revolutionen unterworfen, die den Eigentümer eines Gutes auf einen Schlag zu einem Taglöhner machen. Ein besonderes Übel für dieses Land ist, daß man dem Adel gestattet, zu viel Güter zu kaufen, obschon dieser Ankauf durch ein Gesetz eingeschränkt ist. Die Familienverbindungen der Erzbischöfe zwingen sie, zu oft durch die Finger zu sehn. Ein kleiner Bauer steckt vor der Weinlese gemeiniglich in Schulden, und wenn dann diese nicht reich genug ausfällt, so ist er auf einmal ein Taglöhner, und der Adelige oder Reiche erweitert seine Besitzungen durch den Sturz desselben zum Nachteil des Landes. Es gibt zwar viele Bauern hier von 30-, 50- bis 100.000 Gulden Vermögen, die das Air von Bauern abgelegt und jenes von Weinhändlern angenommen haben; allein so beträchtlich auch ihre Anzahl ist, so tröstet sie den Menschenfreund doch nicht über den Anblick so vieler ganz armen Leute, wovon manche Dörfer wimmeln. Zur Aufrechthaltung des Wohlstandes in einem Lande dieser Art wird eine großmütige landesfürstliche Kasse erfodert, die den geringen Bauer im Notfall unterstützt, mit einer genauen Aufsicht auf die Wirtschaft desselben verbunden ist, die reichen Weinlesen abwarten kann und in Mißjahren die Interessen durch keine strengen Husarenexekutionen 34 eintreibt.


Die Rheingauer sind ein schöner und ungemein starker Schlag Leute. Auf den ersten Anblick sieht man, daß ihr Wein dem Geist und Körper wohl bekömmt. Sie haben sehr viel natürlichen Witz und eine Lebhaftigkeit und Munterkeit, die sie von ihren Nachbarn stark auszeichnen. Man darf sie nur mit verschiedenen der letztern vergleichen, um sich zu überzeugen, daß die Weintrinker den Bier- und Wassertrinkern und die südlichern Völker also den nördlichern an natürlichen Kräften der Seele und des Körpers überlegen sind. Wenn die Weintrinker auch nicht so fleischicht als die Biertrinker sind, so übertreffen sie doch dieselben an Lebhaftigkeit und Güte des Blutes und dauern in der Arbeit länger aus. Schon Tacitus hat in seiner Abhandlung von den Sitten der Deutschen diese Bemerkung gemacht. Die ungeheuern und fleischichten Körper der Deutschen, sagt er, sind nur zu einem gähen 35 Angriff gemacht, aber nicht dauerhaft. Damals trank fast ganz Deutschland noch nichts als Bier, und bloß der Weinbau hat in verschiedenen Gegenden Deutschlands eine Revolution bewirkt, welche die jetzigen Deutschen von jenen des Tacitus sehr verschieden gemacht hat. Die schwarzen und dunkelbraunen Haare sind hierzulande viel gemeiner als die blonden, wodurch die Deutschen im alten Rom so berühmt waren.


Du kannst leicht denken, daß sich in einem so fetten Lande die Mönche besonders wohl befinden müssen. Wir statteten dem Herrn Prälaten 36 zu Erbach (oder Eberbach) einen Besuch ab, und ich konnte die Armut dieses Klosters nicht genug bewundern. Diese Herren Mönche, denn in jedem Betracht sind sie Herren, haben ihre schöne Jagd, prächtig möblierte Zimmer, ihren Billardsaal, ein halbes Dutzend sehr schöne Sängerinnen und einen ungeheuern Weinkeller, vor dessen wohlrangierten Batterien ich wirklich erschrak. Einer, der es mir mochte angesehen haben, daß mich die unzähligen Fässer stutzen machten, erklärte mir, daß sie es ohne die wohltätige Ausdünstung derselben in dem feuchten Tal, worin das Kloster liegt, nicht würden aushalten können. Wirklich sind die gewölbten Zimmer dieser vorgeblichen Einöde so dampficht und feucht, daß sie den Geist des Rheinweines zur Erwärmung ihres Körpers und ohne Zweifel auch ihrer Seele nötig zu haben scheinen.


Die Wirtschaft dieser Mönche fiel mir im ganzen nicht sonderlich auf, weil ich in Deutschland an solche Schauspiele gewöhnt worden bin, und ich gönne ihnen von Herzen den Genuß ihres Anteils an dieser groben Erde, die sie so ernstlich verachten und den ihnen der Himmel und die guten Zeitumstände beschieden haben. Allein den Bemühungen eines Teils der Geistlichkeit dieses Landes, den Aberglauben unter dem Volk zu erhalten, kann ich meinen Beifall so leicht nicht geben. Besonders fiel mir ein Wallfahrtsort im Walde unweit Geisenheim auf, wo die Kapuziner noch Mirakel 37 in Überfluß wirken sollen. Bloß der Name dieses Ortes ist schon grobe Ärgernis und Gotteslästerung. Er heißt: Not Gottes. Ein kleines hölzernes Bildchen des Erlösers wurde nach der Legende aus Verachtung oder Unachtsamkeit von einem Bauern in einem hohlen Baum des Waldes versteckt, und nun schrie es so lange: "Not Gottes, Not Gottes!", bis es die Leute in der Nachbarschaft aus dem Baum nahmen und es an einen Ort setzten, wo es keine Not mehr hatte. Seit diesem hat es unzählige Wunder gewirkt, die den Kapuzinern zugleich auch aus der Not halfen.


Ungeachtet der ansehnlichen Reduktionen, welche der jetzt regierende Kurfürst in seinem Ziviletat vorgenommen, ist derselbe doch noch unmäßig zahlreich und kostbar. Er hat seine wohlbezahlten Minister, seine Staatsräte und gegen achtzig bis neunzig Geheime Hof-, Kammer-, Revisions-, Kanzlei- und Hofgerichtsräte. Der Aufwand für diesen Etat ist nach dem Verhältnis der Einkünfte des Hofes ungeheuer. Der zahlreiche Adel, welcher wenigstens des Titels halber sich um Staatsbedienungen bewirbt, die ihm der Hof nicht wohl versagen kann, der Mangel an einfachen Verwaltungsgrundsätzen und der Stolz der ehemaligen Kurfürsten, die ihre Größe bloß in ein zahlreiches Gefolge setzten, sind die Ursachen der unmäßigen Zivilliste. Eine notwendige Folge davon ist, daß die Hof- und Staatsgeschäfte bloß auf dem kleinen Teil der Bedienten liegen, der Tätigkeit und Geschicklichkeit genug besitzt, und daß der große Schwarm der übrigen sich vom Mark des Landes in Müßiggang mästet.


Auch das Militäre des hiesigen Hofes scheint mehr zur eiteln Pracht und zur Versorgung eines Teils des Adels als zum wahren Nutzen des Landes eingerichtet zu sein. Die sämtlichen Truppen machen kaum 2.200 Köpfe aus, und doch hatten sie beim Regierungsantritt des jetzigen Kurfürsten nicht weniger dann sechs Generäle. Nach ihrem ersten Plan und der Steueranlage sollten sie 8.000 Mann betragen; allein in den jetzigen Umständen sind diese 2.000 noch zuviel, und ich wüßte zwanzig Dinge, worauf der Sold derselben, besonders jener der so unmäßig zahlreichen Offiziers, nützlicher verwendet werden könnte. Die Armee des Erzbischofs besteht aus einer deutschen Garde von fünfzig Mann und fünfundzwanzig Pferd, einer Schweizergarde, einer Schwadron Husaren von 130 Mann, welches seine brauchbarsten Truppen sind, indem sie die Straßen des Landes von Räubern und Mördern säubern, einem Artilleriekorps von 104 Mann, drei Infanterieregimentern, jedes zu 600 Mann, und einigen zu den oberrheinischen und fränkischen Kreistruppen gehörigen Kompanien.


Mit den hiesigen Festungswerken verhält es sich beinahe ebenso. Nebst Luxemburg wäre Mainz der wichtigste Grenzplatz des Reiches gegen Frankreich, wenn seine Werke so gut ausgeführt und unterhalten würden, als vortrefflich ihr Plan ist. Die Natur des Bodens erlaubt zwar keinen regelmäßigen Plan; in Rücksicht auf einzle Teile sahe ich aber noch keinen Platz von ähnlicher Beschaffenheit, wo man das Terrain zur Anlage der verschiedenen Werke besser benutzt hätte als hier. Man erstaunt über die Kühnheit und Größe derselben. Allein obschon der oberrheinische Kreis und sogar auch das gesamte Reich schon große Summen zum Bau dieser Festung bewilligt hat, so ist doch ein großer Teil derselben noch unvollendet, und einige der besten Werke fangen an zu zerfallen. Ihre Weitläufigkeit erfordert auch eine zahlreiche Armee zu ihrer Verteidigung, und sowohl diese als auch die planmäßige Ausführung und Unterhaltung der Werke übersteigt platterdings die Kräfte des hiesigen Hofes und würde auch dem gesamten oberrheinischen Kreis zu beschwerlich fallen. In dieser Lage der Sachen dient auch diese Festung mehr zum Pracht als zu einem wahren Nutzen.


Während daß die größern Höfe Deutschlands ihre Wirtschaft und Verwaltung soviel als möglich zu vereinfachen und in ihren Staaten die strengste Ökonomie einzuführen suchen, herrscht unter den kleinern noch eine Verschwendung, Pracht- und Scheinliebe, die alle Schranken und beinahe auch allen Glauben übersteigt. Diese Höfe haben viel Ähnlichkeit mit dem kostbaren Marionettentheater des Fürsten Esterházy, welches ein vortreffliches Orchester, die schönsten Dekorationen, seinen Maschinenmeister, Dichter usw. hat, aber immer doch nur ein Puppentheater ist. In Ermanglung wahrer innerer Größe suchen sie durch prächtig aufgestutzte Kleinigkeiten und äußern Schein groß zu werden, wodurch sie freilich nichts als ein Gelächter verdienten, wenn es ohne einen harten Druck ihrer Untertanen geschähe. Allein in diesem Fall ist die Sache zu ernstlich, als daß der Menschenfreund darüber lachen könnte.


Dieser Vorwurf trifft den itzt regierenden hiesigen Erzbischof nicht. Vielleicht ist er unter den Fürsten seiner Klasse in Deutschland der einzige, der seine Verwaltung und seinen Hofstaat, insoweit es ihm die Umstände erlauben, mehr zu zweckmäßigem Vorteil als zu eitelm Schein einzurichten sucht; allein in der benachbarten Pfalz, die ich seit vierzehn Tagen durchwanderte, steigt dieser Greul bis zum Schauern.


Als ich die bunten Schwärme von Bedienten, die Kastraten, die unzähligen Tänzer und Sänger, die prächtigen Gärten und die vielen unnützen Generäle des Hofes zu München sah, setzte ich den größten Teil davon der ehemaligen Landesregierung auf die Rechnung und glaubte, der itzige Kurfürst habe beim Antritt seiner Regierung von Bayern keine große Reduktionen vornehmen wollen, um sich nicht verhaßt zu machen, um so mehr, da durch die Akquisition 38 von Bayern seine Finanzen in eine ganz andre Lage gesetzt worden. Allein, wie erstaunte ich, als ich erfuhr, daß er schon zu Mannheim, wo seine Revenuen nicht den dritten Teil von seinen itzigen Einkünften betrugen, den nämlichen Aufwand für Pracht, Wollust und eiteln Schein machte!


Glaubst du wohl, Bruder, daß der Hof von Mannheim, der nicht über 3.200.000 rheinische Gulden Einkünfte hatte, bloß für seine Oper und Musik jährlich 200.000 Gulden verwendete? Glaubst du wohl, daß bloß die Unterhaltung des Gartens von Schwetzingen, der jenem von Versailles wenig nachgibt, so groß auch der Abstand zwischen unserm Monarchen und einem Kurfürsten von der Pfalz ist, jährlich 40.000 und die Unterhaltung der Schlösser von Mannheim und Schwetzingen jährlich gegen 60.000 Gulden gekostet hat und noch wirklich kostet? Daß der Artikel von Jagden jährlich gegen 80.000 und der vom Hofstall gegen 100.000 Gulden betrug? Daß dieser Hof elf Regimenter Soldaten nebst ebenso vielen Generälen hatte, die zusammen nicht über 5.500 Mann ausmachten, und die Hofbedienten doch beim Anlaß der Streitigkeiten zwischen ihrem Kurfürsten, den Grafen von Leiningen und der Stadt Aachen von 40.000 Mann sprachen, die sie gegen den Kaiser, der mit Exekution drohte, wollten anrücken lassen, und noch von 15.000 Mann, die sie nach öffentlichen gedruckten Nachrichten gegen die Reichsstadt Aachen zu beordern willens waren? Daß der pfälzische Hof, um das Marionettentheater vollkommen zu machen, zu zwei bis drei Rheinjagdschiffen auch einen Großadmiral hält, hab ich dir schon zu München gesagt.


Gewiß ist der gute Kurfürst größtenteils an dieser elenden Wirtschaft unschuldig. Seine Bedienten bringen ihm falsche Begriffe von Größe bei und schmeicheln seinen Schwachheiten, um sicher den Raub des Landes unter sich teilen zu können.

Man nennt die Pfalz das Paradies von Deutschland. Von ihrer Fruchtbarkeit kannst du dir daraus einen Begriff machen, daß sie in manchen Jahren gegen 30.000 Malter Korn, das Malter zu 170 Pfund, nach Frankreich verkauft und noch eine große Menge Getreide ins Mainzische, Trierische und auch in die Schweiz ausgeführt hat. Nebst dem Getreide gewinnt man auch eine große Menge Wein, Tobak und Krapp 39 , welcher von vorzüglicher Güte ist. Allein nichts hat mir einen so hohen Begriff von der Ergiebigkeit des Landes gegeben als die Liste eines kurfürstlichen Einnehmers von den Abgaben der Untertanen im Vergleich mit ihrem Wohlstand. Für mich wenigstens wäre es ein unauflösliches Problem, eine Rubrik von Auflagen zu erfinden, die nicht auf dieser Liste stünde; es müßte denn eine Akzis von der Luft sein, die man auf pfälzischem Grund und Boden einatmet. Einige Kontributionen, z. B. für einen Kanal von Frankenthal, Rheindämme und dergleichen mehr, sind sogar beständige Auflagen geworden, da sie doch bei ihrer Entstehung nur zur Bestreitung augenblicklicher Bedürfnisse bestimmt waren und von selbst wieder wegfallen sollten, da nun die Bedürfnisse, wenn ein ganz überflüssiger und fast unbrauchbarer Kanal diesen Namen verdient, gehoben sind. Äußerst merkwürdig für einen Politiker sind die pfälzischen Zölle. Bloß um sie zu vermehren hat man die kurfürstlichen Ämter oder Vogteien so eingeteilt, daß fast jeder Ort an einer Hauptstraße zu einer andern Vogtei gehört und also an jedem Ort auch ein neuer Zoll von den durchgehenden Gütern entrichtet werden muß. So schädlich diese Einrichtung auch für die innere Staatsverwaltung ist, indem ein Dorf öfters dreimal weiter von dem Sitz seines Amtmanns oder Landschreibers entfernt ist, als es sein würde, wenn man mehr die Natur und das Wohl der Untertanen als jenes des Fürsten und seiner Bedienten zu Rat gezogen hätte, so ist in diesem Lande, das durchaus von seinen eignen Bedienten geplündert wird, das Privatinteresse der Räuber doch zu überwiegend und alles Fünkchen von Vaterlandsliebe zu sehr erstickt, als daß sich hierin eine Änderung hoffen ließe. An manchen Orten ist die Zollstätte an der Straße nur mit einem Stock bezeichnet, und die Fuhrleute, Viehtreiber usw., wenn sie auch Landesprodukte ausführen, sind gezwungen, eine Stunde und noch weiter von der Straße wegzulaufen, um in einem entfernten Dorf den Zoll zu entrichten. Ist zwischen der Art des alten deutschen Adels, der noch unter Kaiser Maximilian die Kaufleute auf offener Straße beraubte oder gewalttätig Transitgelder von ihnen erpreßte, und der pfälzischen Zollverfassung ein andrer Unterschied, als daß der alte Adel auf Gefahr seiner Haut tat, was die pfälzische Regierung ohne alle Gefahr und ohne alle Ahndung tut?


Um den Geist der pfälzischen Staatswirtschaft noch besser fassen zu können, mußt du wissen, daß man für die Stadt Mannheim und die Gegend auf einige Meilen in die Runde umher sogar ein Brennholzmonopolium errichtet hat, aber nicht von der Art des Monopoliums von Berlin, welches den Bauern den Verkauf ihres Holzes eher begünstigt als hemmt. Ein natürlicher 40 Sohn des Kurfürsten, den er in den Grafenstand erhob, machte ein Komplott mit einigen Projekteurs und wußte sich ein Patent zu diesem Monopolium zu verschaffen, kraft dessen er auf Kosten der Einwohner von Mannheim und der Bauern des benachbarten Landes prächtig leben kann.


Die Regierung dieses Landes ist so, daß es mir wirklich ekelt, mehrere Züge zu deiner Erbauung aufzusuchen. Hier muß man besonders Gebrauch von der Regel eines unsrer bekanntesten Schriftsteller machen: "Laßt uns einen Vorhang vorziehn!" 41 Alles, was je nur eine Regierung von Pfaffen, Mätressen, natürlichen Fürstensöhnen, Parvenüs, Projekteurs, Kastraten, Bankruttiers und dergleichen mehr ausgezeichnet hat, findet man in der Pfalz wie in einem Kompendium beisammen. Ich sprach mit mehrern Bedienten dieses in jedem Betracht so merkwürdigen Landes, die gar kein Geheimnis daraus machen, daß sie ihre Stellen erkauft haben. Man hat häufige Beispiele, daß die Stellen in der Antichambre 42 einer Mätresse unter den Kandidaten öffentlich gesteigert wurden. Eine Folge davon sind die himmelschreienden Bedrückungen und Ungerechtigkeiten, welche die sogenannten Landschreiber oder Landvögte begehen, die echte türkische Paschas sind und von den Untertanen ihrer Bezirke durchaus als brandschatzende Feinde angesehen werden. Ich hatte die Ehre, in einer sehr großen und glänzenden Gesellschaft bei einem dieser Paschas zu speisen. Er und seine zahlreiche Familie schimmerten von kostbaren Ringen, Uhren, Borten und allem Zubehör des ausschweifendsten Luxus. Wir hatten vierundzwanzig Gerichte auf der Tafel, worunter auch junge Pfauen waren. Das Dessert entsprach vollkommen der Pracht der Tafel. Alles war im größten Ton. Der Mann hat seinen hübschen Stall, seine prächtige Equipage und seine Jäger, und doch betragen seine ordentliche Gefälle nicht über 2.000 Gulden. Wie er mit dieser Revenue seinen ungeheuern Aufwand bestreiten könne, kann man von jedem armen Bauern seines Gebietes erfahren, wenn man ihn nur ein wenig vertraut macht. So treiben es fast alle pfälzischen Landschreiber. Ich lernte bei diesem Anlaß auch einen kennen, der von einem andern Stand des Heiligen Römischen Reiches als ein treuloser Bedienter und als infam des Landes verwiesen wurde und sich durch die gewöhnlichen krummen Wege und heimlichen Treppen eine ansehnliche Stelle in der Pfalz erschlichen hat, wo er gegen die Anklagen über Malversationen und gegen die Infamie sicher ist. In keinem deutschen Lande können die Aventuriers von jeder Art so leicht ihr Glück machen als in der Pfalz, und solange sie ihre beute treulich mit der fürstlichen Kasse teilen, sind sie gegen alle Angriffe sicher. Das Lotto di Genua, welches, mit dem gelindesten Namen belegt, doch immer ein Pharao-Tisch ist, wo der Landesfürst seine Untertanen einladet, ihr Geld an ihn zu verspielen, hat sich auch nirgends in Deutschland so wohl befunden als in Mannheim. Es harmonierte mit dem übrigen Finanzsystem des Hofes zu schön, als daß es nicht an demselben sein Glück hätte machen sollen. In einem sogenannten Lottokalender wird mit Privilegium des Kurfürsten und unter seinem Wappen gesagt, das Lottospiel wäre der kürzeste, sicherste und anständigste Weg für jedermann, sein Glück zu machen. Nun ist längst schon bekannt, daß alle Vorteile dieses Spieles bloß in der Hand des Reichen sind und daß die Spieler, welche kreuzer- und batzenweis einsetzen, der Lottokasse die angenehmsten sein müssen. Welche Begriffe muß man sich von einem Hof machen, der alle Beredsamkeit und alle Scharlatanskünste gebraucht, um seine Untertanen zu einem Spiel zu reizen, bei welchem sie, im ganzen, notwendig verlieren müssen und bei dem er, wie sehr leicht zu berechnen ist, wenigstens hundert Prozent gewinnen muß! Es ist wahr, fast jeder deutsche Hof hat ein solches Lotto; keiner aber hat so viele Marktschreierei angewendet, um seine eignen Untertanen zum Spiel zu reizen, als der pfälzische.

Alle diese Sultanismen kommen noch in keinen Vergleich mit den Religionsbedrückungen, welche die Protestanten des Landes vom Hofe ausstehn müssen. Die herrschende Religion des Landes sollte nach verschiedenen Verträgen und Friedensschlüssen eigentlich die reformierte sein. Durch unerhörte Gewalttätigkeiten sind aber die Katholiken, die den Traktaten gemäß nur toleriert waren, nicht nur herrschend, sondern auch mächtig genug geworden, um die Reformierten verfolgen und unterdrücken zu können. Man nahm in den Städten und Dörfern des Landes das verworfenste Gesindel, Zigeuner, Landesverwiesene und die verächtlichsten Konvertiten, auf, bloß um die Zahl der Katholiken zu vermehren. Man schloß die Reformierten nicht nur von allen erledigten Stellen aus, sondern nahm auch den wenigen, die schon bei der Staatsverwaltung angestellt waren, ihre Dienste. Man machte den Schweinhirten eines Dorfes zum Schulzen, weil sonst kein katholischer Einwohner da war. Man begnadigte Diebe und Missetäter von jeder Art, wenn sie zur Hofkirche übergingen, und bei allen Gerichten herrschte eine Parteilichkeit gegen die Protestanten, welche öfters die ausschweifendsten Ungerechtigkeiten veranlaßte. Und der nämliche Hof, der den größern und bessern Teil seiner Untertanen so unmenschlich zu unterdrücken sucht, ward von in- und ausländischen Schriftstellern bis zum Himmel erhoben. Die gedrückten Protestanten hatten kein anderes Rettungsmittel mehr, als ihr Vaterland zu verlassen. Sie wanderten so häufig nach Amerika aus, daß die Engländer in ihrer Sprache alle fremden Kolonisten Pfälzer nennen. So wenig lächerlich diese Grausamkeiten sind, so sehr sind es die Anstalten des Hofes zur Beförderung der Industrie im Abstich mit denselben. Während daß man den vermögendsten und fleißigsten Teil der Untertanen aus dem Lande vertreibt, legt man zu Lautern eine sogenannte Kameralschule an, wo die vortrefflichsten Theorien von Bevölkerung und dem Anbau eines Landes, von Industrie, vom Finanzwesen usw. gelehrt werden, und lockt unzählige Projekteurs nach Frankenthal, um Fabriken anzulegen. So weit ist die Praxis von der Theorie verschieden!


Ohne Zweifel trägt die starke Auswanderung viel dazu bei, daß sich die Bauern in der Pfalz bei all den Bedrückungen der Landschreiber und den ungeheuern Auflagen doch noch ziemlich wohl befinden. Die sehr einträglichen Güter werden dadurch unter ihren natürlichen Wert heruntergesetzt und der Ertrag derselben über den Ankaufpreis erhöht.


Soviel Geschrei man auch von den Manufakturen der Pfalz macht, so beruht ihr Wert im ganzen doch auch, gleich den übrigen Attributen und Modifikationen des pfälzischen Hofes, mehr auf dem Namen als auf der Sache. Alle Fabriken von Frankenthal, dem Hauptsitz der pfälzischen Industrie, der aber kaum 2.000 Einwohner zählt, sind lange nicht soviel wert als eine einzige der ansehnlichern Manufakturen von Sachsen, Preußen, Österreich, der Schweiz und vielen andern Ländern. Außer der Porzellänfabrik ist nicht eine da, die nur hundert Menschen beschäftigte oder deren Kapital 100.000 Gulden betrüge. Man nennt eine Oblatenbäckerei, wo drei Menschen, den Jungen mitgezählt, arbeiten, eine Fabrik. In dem Verstand sind alle Werkstätten der Schuster, Schneider usw. in der Pfalz Fabriken und Manufakturen. Nicht einmal die ersten Materien, welche das Land selbst liefert, weiß man nur in hinlänglicher Menge für die Innere Konsumtion zu verarbeiten. Der pfälzische Tobak wird in ganzen Schiffsladungen roh nach Holland geführt und gutenteils wieder zurückgebracht, wenn er zubereitet ist.


Die ökonomischen Grundsätze der pfälzischen Regierung kannst du am genausten dadurch abwiegen, daß sie einem Teil ihrer Untertanen die Ausfuhr der Landesprodukten auf alle Art zu erschweren sucht. Die Stadt Mainz lebte bisher bloß von pfälzischem Brot. Der Hof von Mannheim suchte den von Mainz zu schikanieren, wie denn alle benachbarten Reichsstände in einer ewigen Fehde miteinander begriffen sind und das Faustrecht trotz allem Landfrieden immer noch, nur mit veränderten Nebenumständen, gegeneinander ausüben, und wollte die Bürger von Mainz zwingen, ihr nötiges Getreide auf pfälzischem Grund und Boden aufzukaufen. Ehedem brachten es die Bauern auf die Märkte der Stadt. In dieser Absicht legte der Hof von Mannheim zu Oppenheim und an andern auf der Grenze vom Mainzischen gelegenen Orten Wochenmärkte an. Ein Vorteil für die Pfälzer wäre es immer gewesen, daß die fremden Käufer auf ihren Märkten etwas Geld verzehrt hätten und sie die Marktpreise besser hätten machen können als zu Mainz, wenn diese Stadt und das benachbarte Rheingau so ganz und gar in Rücksicht des Brotes von der Pfalz abgehangen hätte, daß sie gar keine andre Zufuhr hätte bekommen können. Allein dieser Zwang, wodurch für die Mainzer der Preis des Getreides etwas erhöht ward, indem sie es nicht so wohlfeil in die Stadt transportieren konnten als die pfälzischen Bauern mit ihrem eignen Vieh, setzte einen Teil der wetterauischen Bauern in der so getreidereichen Gegend von Usingen und Friedberg in den Stand, mit den pfälzischen Bauern im Verkauf des Korns zu Mainz zu konkurrieren, und diese waren nun gezwungen, einen Teil des Getreides, welches sie sonst der Stadt Mainz lieferten, mit mehr Beschwerde und weniger Gewinn nach Frankreich und der Schweiz zu führen, und so mußten sie eine Grille des Hofes büßen, der immerfort mit seinem eignen Interesse und der guten Sache überhaupt im Streit liegt. Da alle pfälzischen Projekte keinen Bestand haben, so werden seit einigen Jahren die Wochenmärkte von Mainz wieder wie ehedem von den Pfälzern besucht. Auch die Zölle, von denen ich dir oben gesagt, erschweren den Absatz der pfälzischen Landesprodukten ungemein.


Mannheim ist eine ganz regelmäßig gebaute und hübsche Stadt von ohngefähr 25.000 Einwohnern. Seitdem der Hof zu München residiert, soll sie gegen 2.000 Menschen verloren haben. Die Mannheimer taten dem Kurfürsten den seltsamen Vorschlag, bei ihnen zu bleiben und Bayern, welches wenigstens fünfmal so groß ist als die Pfalz, durch einen Statthalter regieren zu lassen. Sie können jetzt noch nicht begreifen, wie ihr Landesfürst München vorziehen könne. Sie sind von den Schönheiten ihrer Hauptstadt so sehr eingenommen, daß sie dich unter die Nase auslachen, wenn du ihnen sagst, es gebe noch schönere Städte in der Welt als Mannheim. Und doch erweist man dieser Stadt noch zu viel Ehre, wenn man sie ein Miniaturgemäldchen von Turin, Berlin und andern Städten nennt. Die in die Länge sehr ennuyante 43 Regelmäßigkeit abgerechnet, ist München selbst eine viel schönere Stadt als Mannheim, welches außer dem kurfürstlichen Schloß und der Jesuitenkirche kein einziges nur sehenswürdiges Gebäude hat. Alles übrige, was sie hier groß und schön nennen, fällt so sehr ins Kleinlichte und Verkünstelte, daß es das Auge des Kenners anekeln muß. Überhaupt sind die Mannheimer das eitelste Völkchen unter der Sonne. Sie haben einen so hohen Begriff von der Macht und dem Reichtum ihres Landes, daß sie ihren Fürsten mit den größten Monarchen parallel setzen. Sie versichern dich in vollem Ernst, daß, wenn derselbe nicht zu sehr den Frieden geliebt und die Vergießung des Menschenblutes nicht zu sehr verabscheut hätte, es ihm ein leichtes gewesen wäre, sich gegen die Ansprüche des Hauses Östreich mit Gewalt in Besitz von Bayern zu setzen. Dieser lächerliche Begriff ist ohne Zweifel daher entstanden; daß die Pfalz mit noch kleinern Ländern umgeben und ihr Fürst also unter den kleinsten der größte ist. Sie sind durchaus das Gepräge ihres Hofes, und ihre Devise ist: Viel Lärmen um nichts. Auch die Wollust ist durch das Beispiel der Großen bis in die Winkel der geringsten Bürger ausgebreitet worden. Es wimmelt da von Mätressen, und eine Bürgersfrau hält es für unartig, ihrem Mann getreu zu sein. Mit der durchaus herrschenden tiefen Armut sticht die Wollust und der Hang zur Kleiderpracht seltsam genug ab. Das Frauenzimmer dieser Stadt ist übrigens sehr schön, artig und reizend.


Die Verfassung der Pfalz ist eine der despotischesten in Deutschland. Sie hat keine Landesstände, und die Privilegien der verschiedenen Gemeinden sind ein Spiel des Hofes. Allein hier wird man mehr als an irgendeinem andern Ort in der Welt überzeugt, daß der uneingeschränkteste Regent der abhängigste unter allen ist. Er hängt als Regent von seinem niedrigsten Bedienten ab und ist Dupe 44 von allen, die ihn umgeben. Jeder Untergeordnete spielt die nämliche Despotie, insoweit sein Wirkungskreis reicht, und wenn der Regent nicht Mut und Kräfte genug hat, die Regierungsgeschäfte hie und da auch im Detail selbst auf sich zu nehmen oder wenigstens seine Bedienten streng zu prüfen, so stehen dieselbe untereinander in einem stillschweigenden Komplott gegen ihn und das Land, und niemand ist da, ihm die Wahrheit zu sagen und für die gute Sache das Wort zu nehmen. Der Kurfürst kann keinen Stein zu einem Gebäude bewegen lassen, ohne auf die schrecklichste Art betrogen zu werden. - "Ziehen wir den Vorhang vor!" -


1Ausländer

2verzinst

3Einzelhändler

4Weißkohl

5Erzpriester, der anderen Priestern vorsteht

6Zinszahlung

7königlich-bayrisch

8geordnet

9Negoziation - Verkauf von Wertpapieren oder Wechseln, hier: Kauf von Truppen für den englischen König zum Einsatz in Amerika

10Freimaurer

11Hugenotten - französische Calvinisten, ab 1685 wurden sie aus Frankreich vertrieben, viele der 200.000 siedelten sich in Deutschland an

12welsch - italienisch, heute noch in Welschkraut, welsche Haube und Kauderwelsch gebräuchlich

13gotisch -Irrtum, der Baustil ist romanisch

141767 brannte der hölzerne westliche Vierungsturm ab und wurde in Stein neu errichtet

15Bedingungen des Domkapitels, die der zu wählende Kurfürst vor seiner Wahl bestätigen muß

16Vetternwirtschaft, nicht nur von den Päpsten der Renaissance, sondern auch von Pius XII. betrieben

17Versammlungen

18sich die Syphilis holen

19Anmut

20der Jesuitenorden wurde 1773 aufgehoben

21Teufelsaustreibung, man vergleiche dazu den Bericht über eine T. durch Johannes Paul II. am 4. April 1982 ( Eugen Drewermann "Glauben in Freiheit", Band 1, Seite 558 )

22Roberto Bellarmino, + 1621, kath. Theologe und Kirchenlehrer, Jesuit. Legte in seinem Hauptwerk die erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Protestantismus vor. Heute Heiliger 17.9.

23Helvetius - franz. Aufklärer

24umlaufen

25über die Unfehlbarkeit des Papstes, die unbefleckte Empfängnis der glückseligen Jungfrau Maria

26bayrischer Geschichtsschreiber, + 1534

27isidorische Dekretalen - eine der zahlreichen, auf Macht- und Besitzerweiterung gerichteten kirchlichen Fälschungen des Mittelalters. Vgl. Friedrich Nietzsche "Der Antichrist" - "Im Christenthum, als der Kunst, heilig zu lügen, kommt das ganze Judenthum, eine mehrhundertjährige jüdische allerernsthafteste Vor­übung und Technik zur letzten Meisterschaft."

28die Mainzer Stiftsfehde 1481 - 1483

29Bischöfe, die einem Erzbischof unterstehen

30erzbischöfliche

31Yacht

32Felsgrotten (?)

33röm. Feldherr, um 10 v. Chr. drangen die Römer in das Gebiet zwischen Rhein und Elbe ein

34Pfändungen

35jähen, kurzen

36vgl. auch: Gottfried August Bürger "Der Kaiser und der Abt"

37Wunder

38den Erwerb von

39roter Farbstoff pflanzlichen Ursprungs

40außerehelicher

41ein Ausspruch des franz. Dichters Rabelais auf dem Sterbebett

42Vorzimmer

43langweilig, lästig

44der Geprellte, Betrogene