Johann Kaspar Riesbeck



Er wurde am 12.01.1754 als siebentes von acht Kindern in Höchst bei Frankfurt am Main geboren. Sein Vater war Weber und betrieb eine kleine Textilmanufaktur. Der bescheidene Wohlstand der Familie ermöglichte ihm eine gute Schulbildung bei den Antonitern. 1768 nahm er ein Studium in Mainz auf. Hier und in Gießen kam er mit aufklärerischen Strömungen in Kontakt. Er unterbrach mehrmals seine Studien und unternahm größere Reisen durch Deutschland. Riesbeck lernte die Vertreter des Sturm und Drang Lenz, Klinger und Wagner kennen. In Frankfurt traf er auch mit Goethe zusammen. Eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Domherren zwang ihn, 1775 die Stadt Mainz zu verlassen.

In Salzburg und Wien lebte er dann als Privatmann, Schauspieler (in komischen Rollen!), Übersetzer, Journalist und Schriftsteller. Auf Fürsprache Goethes wurde er der erste Redakteur der 1780 gegründeten halbwöchentlich erscheinenden "Züricher Zeitung". Daneben war er unermüdlich als politischer Schriftsteller tätig. Den Haß des Klerikertums zog er sich mit der anonym erschienen Schrift "Briefe über das Mönchswesen" zu (1780). 1783 erschien ebenfalls unter Pseudonym sein Buch "Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland an seinen Bruder zu Paris" Der Erfolg war außerordentlich, in kurzer Zeit wurde das Buch in mehrere Sprachen übersetzt.

Das unstete Leben und die rastlose Arbeit hatten seine Gesundheit ruiniert. Einsam, verbittert und verarmt starb er, von seinen Freunden verlassen, am 08.02.1786 im schweizerischen Aarau.

Die bald nach seinem Tod ausbrechende Französische Revolution, die nachfolgende Napoleonzeit und die bis 1815 dauernden gesellschaftlichen Umwälzungen raubten seinem Werk den Charakter der Aktualität. Die Restaurationspolitik nach dem Wiener Kongreß tat ein Übriges, um Leben und Werk dieses "ruchlosen Atheisten" vergessend zu machen. Im 28. Band der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ vom Jahr 1889 heißt es über die „Briefe eines reisenden Franzosen“: „Wie in allen seinen seitherigen Arbeiten, so zeigt sich auch in diesem Werke wol eine gewisse Gewandtheit der Darstellung, aber man vermißt den Ernst der Forschung und Beobachtung, wie nicht minder das Streben nach Unparteilichkeit und Wahrheit.“ Das ist die alte Taktik der Finstermänner, sachlich wollen sie sich auf keine Diskussion einlassen, also erfindet man Qualitätsmängel. Jeder, der sich in eines seiner Bücher vertieft, wird die Haltlosigkeit dieses Urteils erkennen.

Spätestens um 1900 war Riesbeck aus dem Kanon des deutschen Bildungsbürgertums verschwunden. Für uns aber sind seine brilliant geschriebenen Bücher eine wichtige Quelle der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland und Österreich im Zeitalter des Absolutismus.